Muhammed hat sich für den Esel entschieden, der in der Krippe nicht fehlen darf. Der 24-Jährige lebt in St. Damiano gleich neben der Kirche, dem Gemeindezentrum und der Kindertagesstätte von St. Peter auf dem Memberg in Bad Cannstatt. Die Kita-Kinder sieht Muhammed, wenn sie draußen spielen, die Gemeinde erlebt er, wenn er zusammen mit Waltraud Gunkel den Sonntagsgottesdienst besucht. Die Kirchengemeinderätin schaut jeden Sonntag in St. Damiano vorbei und fragt, wer mit in den Gottesdienst gehen möchte. An diesem Samstagnachmittag sind Muhammed und Waltraud Gunkel zu einem anderen Anlass nach St. Peter gekommen: um Figuren für die Krippe der Kirche gestalten. Jetzt sitzt Muhammed vor einer großen Kugel aus Ton, die er knetet, formt und aus der langsam ein Eselskörper herauswächst.
Behinderte und nicht behinderte Menschen tonen zusammen
Nach St. Peter eingeladen hat die Theologin Claudia Ebert, die sich in der Diözese um Familien mit behinderten Kindern kümmert: „Mein Anliegen ist es, nicht nur gemeinschaftlich eine Krippe für die neue Kirche zu gestalten, sondern Menschen mit und ohne Behinderung zusammenzubringen, die sonst nicht zusammenkommen würden.“ Claudia Ebert hat ein 12,5 Kilogramm schweres Stück Ton mitgebracht, von dem sie großzügig an die behinderten Menschen und das Ehepaar aus der Gemeinde verteilt, das mit den drei Kindern gekommen ist. Die Familie hat sich vorgenommen, Figuren für ihre Krippe zuhause zu gestalten. Schafe und Engel gibt es schon, heute sind Maria und Josef dran, an denen nicht nur Mutter Hildegard und Vater Thomas arbeiten, sondern auch die beiden Kinder Theresa und Peter. Josef bekommt noch einen Stab, Maria ein paar Locken. „Für uns als Familie ist es schön, etwas mit den Bewohnern von St. Damiano zusammen zu erleben“, findet das Ehepaar.
Die Kinder bringen ihre Schäfchen in die Kirche
An Nachmittag sind die 50 Kinder der Kita St. Peter zwar nicht dabei, an der Gestaltung der Krippe für die Kirche beteiligen sie sich dennoch. Während der Kitatage unter der Woche gestaltet die Kinder ihr Schäfchen aus Ton. „Jedes Kind formt ein eigenes Schaf, die schon jetzt so unterschiedlich sind wie die Kinder selbst. Wenn die Figuren gebrannt sind, bringen wir sie alle gemeinsam in die Kirche und hören dort auch die Weihnachtsgeschichte“, erzählt die Kitaleiterin Patrizia Sensale. Die Schafe der Kinder in der gemeinsam gestalteten Krippe sind für sie ein schönes Symbol dafür, „dass wir alle zusammengehören.“ Die Sterne aus Wachs, die über der Krippe hängen werden, kommen von den Behinderten und den Betreuern aus St. Damiano. Die großen Krippenfiguren gestaltet Claudia Ebert selbst. Maria und Josef sind bereits fertig getont, im Moment ist eine Hirtin in Arbeit.
Wer Lust hat kann mitmachen
Wer Interesse hat, mit behinderten und nicht behinderten Menschen zusammen Krippenfiguren zu tonen, kann sich bei Claudia Ebert, Seelsorge für Familien mit behinderten Kindern, unter der E-Mail claudia.ebert@drs.de anmelden. Zwei weitere gemeinsame Termine gibt es noch: am Freitag, 29. November, von 18.30 Uhr bis 20 Uhr und am Samstag, 30. November, von 15 bis 17 Uhr im Betreuungs- und Förderbereich von St. Damiano in der Winterbacher Straße 30 bis 34. An beiden Tagen wird auch gesungen, die Weihnachtsgeschichte gelesen und eine Figur aus der Krippe betrachtet.