Hier die Ansprache von Stadtdekan Christian Hermes im Wortlaut:
8. Mai 1945: Ende des Zweiten Weltkrieges, Tag der Befreiung all derer, die Opfer des deutschen Angriffskrieges und der hasserfüllten Aggression wurden in so vielen Ländern, der Befreiung von der Vernichtungspolitik gegenüber Jüdinnen und Juden und vielen Minderheiten, Ende einer Spirale des Hasses, in der sich so viele haben fangen lassen und zuviele begeistert mitgetan haben, und nur wenige sich dagegen gestellt haben.
Die gesamte Innenstadt war ein Trümmerfeld
Wir stehen hier an der Domkirche St. Eberhard, die selbst wie die gesamte Innenstadt im Mai 1945 ein Trümmerfeld war. Unsere Verantwortung auch als Kirchen heißt: die Schuld anerkennen, die auch Christen auf sich geladen haben, das Zeugnis derer ehren, die wir der Jesuit Rupert Mayer, hier geboren und Kind dieser Gemeinde, sich den Nazis entgegengestellt haben, oder wie der Staatspräsident Eugen Bolz in ihrem Einsatz für ein Ende der Diktatur ihr Leben gelassen haben.
Den Tat begehen heißt, unsere Verantwortung wahrnehmen
Diesen Tag zu begehen heißt für mich vor allem: Unsere Verantwortung heute wahrnehmen, als Kirchen und Religionsgemeinschaften, religiöse und nichtreligiöse Menschen, dass Krieg immer eine Schande und ein Verbrechen ist, und dass wir Hass und Menschenverachtung auch heute überall entgegentreten müssen. Damit der Friede sein und Bestand haben kann, von dem der Prophet Jesaja schon vor 2700 Jahren spricht: „Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern / und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, / und übt nicht mehr für den Krieg.“ (Jes 2,4)