Synodaler Weg

„Mit monarchischem Amtsverständnis lassen sich Probleme der Kirche nicht lösen“

Die katholische Kirche in Deutschland hat sich auf den Weg gemacht – mit einem guten Start an diesem Wochenende in Frankfurt, wie Stadtdekan Christian Hermes und die Ordensschwester Nicola Maria Schmitt feststellen. Die beiden Stuttgarter Vertreter ziehen eine positive Bilanz nach der ersten Synodalversammlung: „Bei einer überwiegenden Mehrheit der Teilnehmer war das ehrliche Bemühen um ein konstruktives und wahrhaftiges Gespräch und eine gute gemeinsame Entwicklung unserer Kirche erkennbar“, so Stadtdekan Christian Hermes. Schwester Nicola Maria Schmitt ist nach dem offenen Auftakt zuversichtlich, dass der Synodale Weg bei den kritischen Fragen nach Macht und Gewaltenteilung, der Rolle der Frauen, der Weiterentwicklung der priesterlichen Lebensform gute Lösungsansätze bringen wird. Beide machen aber auch deutlich: Schnelle Veränderungen werde es nicht geben.

Schwester Nicola Maria und Stadtdekan Christian Hermes waren bei der ersten Synodalversammlung in Frankfurt am Main dabei.

In Frankfurt positiv überrascht war Stadtdekan Christian Hermes von der „Tonart“ der Bischöfe, von deren Haltung viel abhänge. „Fast alle waren aufgeschlossen. Ich glaube, dass viele Bischöfe selbst merken, dass ein hierarchisches und monarchisches Amtsverständnis überhaupt nicht mehr geeignet ist, die anstehenden Probleme zu lösen und dass sie so auch selbst nicht arbeiten wollen.“ Diese Einsicht sei eine wesentliche Voraussetzung dafür, gemeinsam mit „dem Kirchenvolk“ weiterzukommen.

„Wir bringen unsere Meinung in die Weltkirche ein“

Hermes warnt aber auch vor zu hohen Erwartungen nach schnellen Veränderungen in einer Weltkirche mit ihrer 2000 Jahre alten Tradition: „Wir werden nicht schon morgen grundlegende Veränderungen präsentieren können“, sagt Christian Hermes. Es gehe auch nicht darum, einen deutschen Sonderweg durchzusetzen oder gar eine Spaltung der Kirche zu riskieren. Vielmehr müsse zwischen Problemen und Themen unterschieden werden, die jeder Bischof selbst oder die eine Bischofskonferenz angehen und verändern könnten und solchen, die weltkirchlich diskutiert beziehungsweise durch den Papst weiter bearbeitet werden müssten. Im ersten Themenfeld gehe es zum Beispiel um Mitbestimmung auf diözesaner Ebene, etwa beim Haushaltrecht, um Konsultationen vor Amtsbesetzungen oder um Frauen in Führungspositionen, die keine Weihe erfordern. „Bei dem zweiten Themenfeld wird der Synodale Weg jedoch Bedürfnisse und Wünsche nach Rom übermitteln und in die weltkirchliche Diskussion einbringen. Die Tatsache, dass wir zum Beispiel die Frage des verpflichtenden Zölibats der Priester nicht in Deutschland entscheiden können, heißt ja nicht, dass darüber nicht geredet wird, sondern dass wir unsere Meinung dazu in Rom und in der Weltkirche einbringen.“ Der Papst wünsche ausdrücklich Vorschlage aus den Ortskirchen. „Wir sind also ganz nah beim Papst“, so der Stuttgarter Stadtdekan.

„Es war möglich, jede Meinung zu äußern“

Schwester Nicola Maria Schmitt macht deutlich, dass die Auftaktveranstaltung mit den 230 Vertreterinnen und Vertretern vor allem dazu diente, sich zu finden, sich auf eine Geschäftsordnung als Arbeitsgrundlage zu einigen und die Besetzungen der vier Arbeitsgruppen zu regeln, aber auch die Stimmen der Menschen zu hören, die ihre Meinung über die Befragung im Internet eingebracht hatten, aber auch die Stimmen der Menschen zu hören, die ihre Meinung über die Befragung im Internet eingebracht hatten. Wichtig ist ihr erlebt zu haben, dass fast alle sehr respektvoll und offen miteinander umgegangen seien. „Es war möglich, jede Meinung zu äußern und das ist eine wichtige Botschaft auch nach außen.“ Jetzt erst beginne die inhaltliche Arbeit in den vier Arbeitsgruppen, die dann Vorschläge in die nächste Synodalversammlung einbringen werden. Die Stuttgarterin, die seit 38 Jahren dem Orden der Vinzentinerinnen von Untermarchtal angehört, erhofft sich, dass Bewegung in die Theologie der Sakramente komme. „Die Sakramente wie die Krankensalbung und die Beichte dürfen nicht zu einem exklusiven Gut in unserer Kirche werden, weil es nicht genug Priester gibt, die befugt sind, diese zu spenden. Dafür brauchen wir Lösungen.“

Den institutionellen Blick ablegen und auf die Menschen schauen

Ob dies dann heiße, dass Frauen zum Priesteramt zugelassen würden, lässt die Ordensfrau offen. „Vielleicht ergeben sich in dem Prozess ganz andere Modelle, an die wir im Moment noch gar nicht denken.“ Als Mitarbeiterin an der Infotheke im Haus der Katholische Kirche in Stuttgart erlebt Schwester Nicola Maria jeden Tag, das die Menschen zunehmend mit Befremden auf die Kirche reagieren, „uns als ewig Gestrige wahrnehmen“. „Wir müssen den institutionellen Blick ablegen und uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren, auf die Menschen und unsere Kernbotschaft. Wir müssen uns daran messen lassen, ob wir in der Nachfolge Jesu die Schwachen und Armen im Blick haben und eben nicht unsere Institution.“    

Zum Synodalen Weg allgemein

Mit dem auf zwei Jahre angelegten Prozess wollen die Bischöfe und das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Ein Ziel ist es, nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Schwerpunktthemen sind die Aufarbeitung und Prävention von sexuellem Missbrauch, die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche. Höchstes Gremium des Prozesses ist die Synodalversammlung mit 230 Frauen und Männern aus ganz Deutschland, die im September wieder zusammenkommen wird.

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