Fasnet

Mit Narrenmesse die Kirche rocken

Wenn die Schlehengeister-Maske und die Narrenschelle am Altar liegen und Pfarrer Michael Heil mit Narren-Stola an den Ambo tritt, dann wissen die Katholiken in der Stuttgarter Kirche St. Georg: Es ist Fasnetssonntag, und ihr Pfarrer wird in Reimform und auf Schwäbisch eine Narrenpredigt halten. Auch dieses Jahr wieder.

Pfarrer Michael Heil im Häs
Pfarrer Michael Heil im Häs

Pfarrer Michael Heil ist ein echter Narr. In Weil der Stadt aufgewachsen gehört er der Zunft der Weiler Schlehengeister an. Wenn er am 23. Februar, am Fasnetssonntag, um 10 Uhr an den Altar tritt, trägt er sein Weißhäs unter dem Messgewand, denn nach dem Gottesdienst wirft er sich sofort ins Auto und fährt nach Weil der Stadt, wo er bis Aschermittwoch in die Fasnet eintaucht. Doch zuvor gibt es die Narrenpredigt.

„Das ist mehr als eine Büttenrede“, erklärt Michael Heil. Es ist eine Predigt in Reimform und auf Schwäbisch, aber die Basis dafür sei das Evangelium. „Hör- und mundgerechter“ sei diese Form des Predigens, findet Heil und fügt hinzu: „Es macht mir unheimlich Freude, das einmal im Jahr so zu tun.“ Vorbild ist für ihn dabei sein Heimatpfarrer, der in Weil der Stadt auch immer eine Narrenpredigt gehalten habe. Dessen Anfang hat er auch übernommen und wiederholt es jedes Jahr: „Schweschtra, Briada, Chrischtaleit, es geit a andre Predigt heit.“

Woelki, Wolke und Humor

Nicht nur der Reim, auch das Versmaß muss übrigens stimmen: Ein vierhebiger Jambus ist angesagt. An Form und Inhalt feilt Michael Heil daher mindestens vier Wochen. Im vergangenen Jahr hatte er die Rolle der Frau thematisiert, in diesem Jahr werde es neben lokalen Themen sicher der synodale Weg sein – und deren bischöfliche Kritiker wie Kardinal Woelki. Wortspiele wie Woelki auf der Wolke sind da schon vorprogrammiert, sagt Heil und lacht.

Überhaupt der Humor: „Er hilft uns, die Dinge in der Distanz zu sehen“, sagt der 43-jährige Theologe, der findet, dass in der Kirche zu wenig gelacht wird. Humor sei eine Deutungshilfe. Und manchmal brauche es dazu eine Narren-Figur, die das ausspricht, was sonst hinter vorgehaltener Hand gesagt wird. „Ich predige aber nicht als Figur, sondern als Pfarrer“, betont Heil. Und er freut sich immer, wenn er danach Applaus erhält oder die Leute seine Predigt haben wollen, die er daher auch auf der Homepage veröffentlicht.

Schunkeln und Rocken

Unterstützt wird er in der Narrenmesse durch die Musik. Vor zwei Jahren dachte er, man müsse die närrische Welt auch auf die Orgeltasten holen und bat den Organisten Peter Gehrmann um Liedvorschläge. Der brachte gleich die schöne blaue Donau ins Spiel. Prompt saßen im Narren-Gottesdienst andere Musiker in der Kirchenbank, die beim nächsten Mal mitmachen wollten. Und so steuern der Organist Peter Gehrmann, der Bassist Anton Kerckhoff, der Schlagzeuger Bertram Layer und der Posaunist Matthias Nassauer auch dieses Jahr ungewohnte, närrische Klänge bei. „Beim Auszug werden wir rocken“, verrät Michael Heil. „Rock my soul“ – „Mach meine Seele lebendig“. Dieser Titel sei doch Verkündigung pur, findet Heil.  Und sich im gleichen Takt zu Musik zu bewegen wie beim Schunkeln, das bedeutet für den Pfarrer „Kirche sein“ und sei ein „spiritueller Moment“.

 

Faschingsangebote im katholischen Dekanat Stuttgart:

Die Narrenmesse in St. Georg findet am Fasnetssonntag, 23. Februar, um 10 Uhr in der Kirche St. Georg, Heilbronnerstraße 131 statt.

Zur Feuerbacher Narrenmesse lädt die Kirchengemeinde St. Josef, Oswald-Hesse-Straße 76, in Feuerbach am Sonntag, 16. Februar, um 11 Uhr ein, zusammen mit der Stuttgarter Guggenmusik FiGuBaS.

Faschingsvergnügen in der Bad Cannstatter Liebfrauengemeinde gibt es an folgenden Terminen:
Fasnetsball mit Livemusik und Liebfrauenharmonists ist am 21. Februar ab 19.31 Uhr im Gemeindezentrum der Liebfrauenkirche Wildunger Straße 55, ebenfalls im Gemeindezentrum wird der Seniorenfasching am Donnerstag, 20. Februar ab 14.30 Uhr gefeiert und der Kinderfasching am Sonntag, 23. Februar, ab 14 Uhr.

 

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