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GKG Stuttgart-Mitte

Kirchliches Leben
im Herzen der Stadt

Wenn sich die Gemeinde St. Eberhard am frühen Ostersonntagmorgen zum Osterfeuer und zur Auferstehungsfeier vor der Domkirche versammelt, dann huschen auf der Königstraße die übernächtigten Partygänger vorbei. Das ist kirchliches Leben mitten in der Großstadt. Rund 10.000 Katholiken zählt die Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Mitte, zu der neben St. Eberhard auch die Gemeinden St. Georg und St. Konrad sowie die italienische, kroatische, albanische und slowenischsprachige Gemeinde gehören. Das Gebiet der Gesamtkirchengemeinde erstreckt sich von den Einkaufsmeilen der Innenstadt über den Bahnhof und das Rosensteinviertel im Norden bis hinauf zum Killesberg, im Süden bis zum Stafflenberg mit seinen vielen privilegierten Wohnlagen. Aber es sind längst nicht nur die Halbhöhenlagen, die die Gesamtkirchengemeinde prägen: Neben der Stuttgarter City gehören auch ganz unterschiedliche Quartiere wie das neue schicke Europaviertel, das traditionelle Bohnenviertel und die Stuttgarter Rotlichtmeile zum Gemeindegebiet. Neben vielen anderen Sozialeinrichtungen liegt mit dem ehemaligen Bürgerhospital auch Stuttgarts größtes Flüchtlingsheim auf dem Gebiet der drei Gemeinden.

Ruhepol und Rückzugsort

Der unmittelbar beim Stuttgarter Schlossplatz gelegenen Domkirche St. Eberhard kommt nicht nur wegen ihrer zentralen Lage eine besondere Bedeutung zu. Die im Jahr 1811 eingeweihte Kirche ist Konkathedrale und damit zweite Bischofskirche der Diözese Rottenburg-Stuttgart, katholische Hauptkirche des Stadtdekanats Stuttgart und eben Gemeindekirche im Herzen der Stadt. Sie ist mit rund 130.000 Gottesdienstbesuchern im Jahr die meistfrequentierte Kirche der Diözese, die Menschen nicht nur aus Stuttgart und der Region anzieht. Geschätzt wird insbesondere der Schwerpunkt Kirchenmusik mit Domchor, Domkapelle und der Mädchenkantorei, aber auch die offene Atmosphäre des Gotteshauses. Für viele ist die Kirche in der Königstraße ein Ruhepol und Rückzugsort inmitten von Geschäftstrubel und Einkaufsrummel. Tägliche Gottesdienste und feste Beichtzeiten finden regen Zuspruch. Von Bedeutung ist für viele Besucher auch die unmittelbare Nähe zum Haus der Katholischen Kirche mit seinem Angebot und seiner großen Offenheit. Wichtig ist die Domkirche auch für die kroatische Gemeinde, die dort regelmäßig Gottesdienste in ihrer Sprache feiert.

Das Gemeindeleben wird bereichert durch die regelmäßigen Treffen der Senioren,  die Veranstaltungen der Jugendlichen und das gemeinsame Singen und Musizieren. Junge Erwachsene finden hier eine Möglichkeit zur Begegnung. Familien organisieren ein vielfältiges Programm für Groß und Klein. Die 50 Ministranten sind eine starke Gruppe. Viele von ihnen sind auch bei dem zweiwöchigen Zeltlager der Jugend dabei, das seit 60 Jahren einmal im Jahr stattfindet. Der Jugendclub hat seit 50 Jahren jeden Freitag geöffnet. Ehrenamtliche aus der Gemeinde organisieren zudem regelmäßig ein samstägliches Café im Flüchtlingsheim, das im ehemaligen Bürgerhospital untergebracht ist.

Wer in St. Konrad den Gottesdienst besucht und zum ersten Mal in die Kirche kommt, kann fest damit rechnen, angesprochen zu werden. Mit der benachbarten evangelischen Christusgemeinde werden Gemeinsamkeiten gepflegt, seit mehr als 45 Jahren besteht ein ökumenischer Chor. Fünf Mal im Jahr wird zudem zum ökumenischen Literaturgespräch geladen. Wert gelegt wird in St. Konrad nicht nur auf die Ökumene, sondern auch auf Kinderfreundlichkeit. Zwei Kindergärten befinden sich auf dem Gemeindegebiet. Ihre Heimat in St. Konrad haben auch die albanische und die slowenischsprachige Gemeinde.

Debatierstunde an der Konradstatue

Zu den Besonderheiten von St. Konrad gehört auch das monatlich angebotene Predigtgespräch. Nach dem Gottesdienst trifft man sich noch eine Viertelstunde an der Konradstatue unterhalb der Kirche, um mit dem Pfarrer über die eben gehaltene Predigt zu diskutieren. Regelmäßig wird engagiert „Über Gott geredet“, die Themen werden von Ehrenamtlichen ausgesucht. Eine weitere Besonderheit ist der Gottesdienst für Langschläfer, der seit gut einem Jahr jeden Sonntagabend um 18 Uhr in St. Konrad angeboten wird und der inzwischen gut angenommen wird.

Wir sind hier mittendrin im großstädtischen Leben mit den unterschiedlichsten Milieus und Menschengruppen.

(Christian Hermes, Leitender Pfarrer)
Interview mit Pfarrer und Stadtdekan Christian Hermes, GKG Stuttgart-Mitte

„Das Getriebe der Stadt schluckt nicht nur unser Glockengeläut“

Was ist das Besondere an Ihrer Gesamtkirchengemeinde?

Die Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Mitte umfasst neben Wohngebieten auch die Stuttgarter City mit der Königstraße, dem neuen Europaviertel, dem in den nächsten Jahren sich entwickelnden bisherigen Bahnhofsgelände, wo hunderte Wohnungen entstehen werden. Es ist ein sehr dynamischer und belebter Teil Stuttgarts, wo wirklich das Leben der Großstadt pulsiert und zu spüren ist. Besonders die Domkirche St. Eberhard in der Königstraße ist „City-Kirche“ und Oase der Ruhe und des Gebets für unterschiedlichste Menschen: Für Arme und Reiche, Junge und Alte, Glückliche und Unglückliche, Menschen, die in Stuttgart leben oder arbeiten oder shoppen. St. Eberhard ist als zweite Bischofskirche ein liturgisches und kirchenmusikalisches Zentrum und die meistbesuchte Kirche der Diözese. St. Georg und St. Konrad zeichnen sich hingegen durch ein lebendiges und insbesondere durch Familien geprägtes Gemeindeleben aus. Die muttersprachlichen Gemeinden versammeln ihre Mitglieder teils aus dem gesamten Stadtgebiet, wie die kroatische und italienische Gemeinde, oder aus sehr viel größeren Regionen, wie die slowenische oder albanische Gemeinde.

Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit?

Die Vielfalt und Abwechslung und dass wir hier wirklich mittendrin sind im großstädtischen Leben mit den unterschiedlichsten Milieus und Menschengruppen. Das ist zwar manchmal auch ganz schön anstrengend und stressig, aber tagtäglich bekommen wir vermittelt: Es ist gut, dass wir hier sind.

Wie funktioniert das Zusammenleben unter dem Dach Gesamtkirchengemeinde?

Trotz der Verschiedenheit der Gemeinden sehr gut. Die Mitglieder der Kirchengemeinderäte, die im Gesamtkirchengemeinderat zusammenarbeiten, sind aufgeschlossen und haben rasch entdeckt, dass wir gemeinsam stärker sind, einander gut ergänzen und helfen können. Es gibt viele Aktivitäten, die ganz spezifisch in einer Gemeinde sind, aber auch Aufgaben, die wir gemeinsam besser hinbekommen. Es macht großen Spaß, diese Gesamtkirchengemeinde zu leiten mit einem Pastoralteam und Gremien, die sehr motiviert zusammenarbeiten und ebenso vielfältig wie kooperationsbereit sind.

Welche Bedeutung hat Kirche in Ihrem Stadtbezirk?

Anders als auf dem Land schluckt das Getriebe der Stadt nicht nur unser Glockengeläut, die Kirchen und ihre Aktivitäten fallen auch sonst nicht so auf. In einer Innenstadt, wo ständig für oder gegen etwas demonstriert wird, schauen viele verwundert auf unsere gemeinsame Fronleichnamsprozession und fragen vielleicht: Und für was demonstrieren die heute? Bei den Menschen, die hier leben oder arbeiten oder öfters herkommen, haben wir glücklicherweise einen guten Namen. Und auch die Kommune und andere gesellschaftliche Akteure schätzen uns und unseren Einsatz insbesondere auch für den sozialen Zusammenhalt und für soziale Fragen. Von der Begleitung von geflüchteten Menschen bis hin zur Aufmerksamkeit für das Elend der Prostituierten, das auch zur Wirklichkeit der Innenstadt gehört, die in der schicken Stuttgarter Gesellschaft aber nicht so gerne wahrgenommen wird.

Gibt es einen Leitsatz aus der Bibel für Ihre Gesamtkirchengemeinde oder einen Heiligen, der für Ihre Gesamtkirchengemeinde Vorbild ist?

Wir haben uns in unserem pastoralen Entwicklungsprozess auf das Leitwort verständigt: „Wir helfen mit, dass Menschen in guten Beziehungen leben.“ Das klingt erstmal nicht so fromm und kirchlich, berührt aber nicht nur ein existenzielles Bedürfnis von Menschen, gerade in einer so anonymen und dynamischen Stadtsituation, sondern auch einen zentralen Aspekt unseres Glaubens. Wir glauben ja an einen „Gott der Beziehung“, der selbst Beziehung zu den Menschen sucht und aufnimmt und bei ihnen wohnt. Wir müssen Gott nicht hierher bringen - wir glauben, dass er schon da ist und wir ihn entdecken dürfen. „In guten Beziehungen leben“ heißt auch: Wir sollen besonders auch für jene aufmerksam sein, die beziehungslos oder beziehungsarm sind: Also Menschen, die allein sind, ohne Familie, ohne Anschluss, ohne gesellschaftliche Möglichkeiten.

Stuttgart-Mitte

Leitender Pfarrer Msgr. Dr. Christian Hermes
Zentrales Pfarrbüro St. Eberhard; Stauffenbergstraße 3; 70173 Stuttgart

Tel.: 0711 70 50-500
Fax: 0711 70 50-501
E-Mail: steberhard.stuttgart@drs.de

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