Kleine Feier vor St. Eberhard

Gedenkstätte für Eugen Bolz ist eingeweiht

Eugen Bolz war ein Glaubenszeuge bis zu seiner Hinrichtung durch die Nationalsozialisten am 23. Januar 1945. Am Sonntagabend, 22. Mai, ist die neue Gedenkstätte für Eugen Bolz an der Domkirche St. Eberhard von Bischof Gebhard Fürst eingeweiht worden. Bei der Feier im kleinen Kreis mit dabei waren die beiden Enkelsöhne Norbert und Paul Rupf-Bolz, der Großneffe Manfred Lämmle und der Künstler Ralf Ehmann.

Die Büste, die in dem transparenten Durchbruch der Kirchenmauer von St. Eberhard eingesetzt ist, zeigt den von Gefängnis und Folter gezeichneten Eugen Bolz, wie er 1944 vor dem Volksgerichtshof fotografiert wurde. Neben der Büste ist ein zentraler Satz des Christen und Politikers Eugen Bolz festgehalten: "Politik ist für mich nichts anders als praktische Religion." Auf einem Steinblock vor der Kirchenmauer von St. Eberhard sind Geburts- und Sterbedatum von Eugen Bolz festgehalten. Auf der Innenseite im Vorraum der Kirche sind zudem auf einem Bronzerelief die wichtigsten Lebenstationen aufgeführt: Bolz als Staatspräsident, Familie Bolz vor dem Stuttgarter Wohnhaus und Eugen Bolz, wie er nach dem Verhör durch die Staatspolizei in Stuttgart im offenen Wagen von Nazi-Pöbeln eingeschüchtert wird. Das Wappen von Bischof Gebhard Fürst würdigt dessen großzügige Unterstützung der Gedenkstätte.

Eugen Bolz blickt die Passanten an

Stadtdekan Christian Hermes erinnerte in seiner Rede zur Einweihung an den Politiker und Christen Eugen Bolz: "Eugen Bolz handelte zutiefst aus seinem Glauben heraus. Bis heute ist er ein Vorbild als christlicher Politiker und als politischer Christ. Dafür ist er eingestanden in seinem Leben und Sterben." Hermes dankte Bischof Gebhard Fürst für die finanzielle Unterstützung. Die Gedenkstätte ist bewusst in der Kirchenmauer, an der Grenze zwischen Kirche und Öffentlichkeit eingerichtet worden. "Eine glatte Trennung von Glaube und Politik ist und war immer falsch", so Hermes. Die Büste des von Haft und Folter gezeichneten Eugen Bolz blickt auf die Passanten der Königstraße, er schaut sie an, auch in der Nacht, in der die Büste beleuchtet sein wird. "Es ist ein eindrücklicher, klarer, aufrichtiger Blick, der auch uns heute anspricht. Was glaubst du? Was sind deine Werte? Wie wendest du deine Religion praktisch und konkret an?", so der Stadtdekan. Der neue Gedenkort solle dazu anregen, "dass wir als Christen und Staatsbürger Verantwortung tragen und übernehmen müssen." Er soll dazu beitragen, "dass das gesellschaftliche und politische Leben heute nicht wertfrei und damit wertlos, sondern wertgebunden und dadurch wertvoll und menschenwürdig gestaltet werden kann."

Seligsprechungsverfahren vor sieben Jahren eröffnet

Gebhard Fürst erinnerte an das Seligsprechungsverfahren für Eugen Bolz, das auf seine Initiative bereits im Jahr 2015 eröffnet worden ist. "Wir hoffen, dass Eugen Bolz als starker Glaubenszeuge bald selig gesprochen wird", so der Bischof. Der Künstler Ralf Ehmann machte beim anschließenden kleinen Stehempfang deutlich: "Die Fotografie, nach der die Büste gestaltet ist, zeigt einen äußerlich gezeichnet Eugen Bolz, der dennoch eine ungeheure Kraft ausstrahlt. Mir war es wichtig, diese innere Kraft zu zeigen."

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