Osterempfang im HdKK

Weg aus der Krise: lokal, sozialräumlich und ökumenisch denken

230 Gäste aus der Stadtgesellschaft, aus Kirche, Kultur, Polltik und Wirtschaft sind am 17. April zum Osterempfang ins Haus der Katholischen Kirche gekommen. Der Journalist Daniel Deckers führte in seiner Rede durch die Polykrise der katholische Kirche und plädierte dafür, engagiert den Glauben zu leben und lokal, sozialräumlich und ökumenisch zu denken. Stadtdekan Christian Hermes als Gastgeber fragte, woran Menschen heute noch glauben.

Seit 30 Jahren recherchiert und schreibt der Journalist der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Daniel Deckers über die katholische Kirche. Entsprechend fundiert fiel seine Analyse des polykrisenhaften Zustandes der katholischen Kirche in Deutschland aus: rasant steigende Austrittszahlen, eine weiterhin hohe Austrittsbereitschaft der verbliebenen Kirchenmitglieder, die niedrigsten Zahl an Gottesdienstbesuchen seit Beginn der Aufzeichnungen, eine immer kleiner werdende Zahl an Priesterberufungen, sinkende Attraktivität pastoraler Berufe insgesamt und eine rasant sinkende Finanzkraft der Kirche. Der Finanzbedarf übersteige längst die Möglichkeiten der Kirche trotz staatlicher Refinanzierung. Deckers stellte nüchtern fest, dass all diese Entwicklungen - wenn auch nicht in der aktuellen Dynamik - lange erkannt und vorhergesagt worden seien, ohne dass wirksame Maßnahmen ergriffen worden wären. Deckers sprach denn auch von einem mit Händen zu greifenden Organisationsversagen. Noch immer sei kein gezieltes, strukturiertes Handeln der Bischofskonferez erkennbar. Auch der Synodale Weg habe zwar viele gute theologische Reformvorschläge, aber keinen Ausweg aus der Polykrise eröffnet.

Die Schwäche der Kirche wirke sich längst auch auf das Verhältnis von Kirche und Staat, von Kirchenvertretern und Politik aus. Abzulesen sei dies beispielsweise an den Entwicklungen und der Rechtssprechung im Arbeitsrecht und in der Diskussion über die Ablösung der Staatsleistungen.

Weg aus der Krise: lokal, sozialräumlich und ökumenisch denken

Was aber könne ein Weg aus der Polykrise sein in einer Zeit, in der nicht nur die Kirche, sondern Religion insgesamt vielen Menschen fremd geworden seien? Daniel Deckers sprach dafür aus, engagiert ein Glaubenszeugnis zu geben, sich die Zugänge zum Heiligen offen zu lassen, sich auf mittelalterliche Haltungen zurückzubesinnen und ganz praktisch, Kirche lokal und sozialräumlich zu denken, wie es beispielsweise in Stuttgart im Rahmen von St Maria als... auch schon passiere. Ein weiterer Ansatz sei, Kirche ökumenisch zu denken.

Woran glauben Menschen heute?

In seiner Begrüßungsrede war Stadtdekan Christian Hermes bereits der Frage nachgegangen, woran Menschen heute eigentlich noch glauben, wenn sie sich von Kirche und Religion abwenden. Dabei stellte er fest, dass in Deutschland inzwischen 20 Millionen Menschen einer von China kontrollierten Social-Media-Plattform folgen wie Mitglieder der Katholischen Kirche in Deutschland angehören. "Folgen sie nur oder glauben sie auch?", fragte der Stuttgarter Stadtdekan.

Stadtgesellschaft zu Gast im Haus der Katholischen Kirche

Als Gastgeber freute er sich über die vielen Besucherinnen und Besucher aus den unterschiedlichesten Bereichen der Stadtgesellschaft, darunter die baden-württembergische Justizministerin Marion Gentges, die Grünen-Bundestagsabgeordnete Anna Christmann, die Landtagsabgeordnete und stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Dorothea Kliche-Behnke und die Landtagsabgeordnete Martina Häusler (GRÜNE), der Stuttgarter Verwaltungsbürgermeister Fabian Mayer, der frühere Oberbürgermeister Wolfgang Schuster und die Fraktionsvorsitzende der SPD Jasmin Meergans, die Stadträte und stellvertetenden Fraktionsvorsitzenden der CDU Beate Bulle-Schmid und Jürgen Sauer sowie die Stadträtinnen und Stadträte Marina Silverii (GRÜNE), Maria Hackl (SPD) und Armin Serwani (FDP). Mit dabei waren auch zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter anderer Religionsgemeinschaften und des Rates der Religionen, darunter der evangelische Stadtdekan Søren Schwesig und Susanne Jakubowski vom Vorstand der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg. 

Hier finden Sie einen Artikel von Daniel Deckers und Thomas Jansen vom 22. März zur aktuellen Situation der katholischen Kirche.

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