Kirche muss sich verändern. Der Verlust vieler Mitglieder in den vergangenen Jahren hat Folgen in vielerlei Hinsicht. Die Katholische Kirche Stuttgart hat sich mit dem Prozess Next Steps auf den Weg gemacht, Kirche so zu gestalten, dass sie für die Menschen attraktiv ist, aber eben mit deutlich weniger Ressourcen auskommt. Keine leichte Aufgabe. Um möglichst vielen Menschen Mitsprache zu ermöglichen, setzt der Prozess auf Beteiligung. Ein Workshop Ende Juni mit mehr als 60 Haupt- und Ehrenamtlichen hat den Auftakt gemacht, es folgen Next-Step-Gruppen zu verschiedenen Themen. Am 17. Juli wird der Stadtdekanatsrat über die Ergebnisse des Auftakt-Workshops und den weiteren Prozess beraten. Geplant ist, dass Next-Steps-Gruppen ab Herbst einzelne Themenbereiche vertiefen und Vorschläge erarbeiten. Über diese soll der Stadtdekanatsrat dann im nächsten Frühjahr abstimmen. Wer Interesse hat, sich zu beteiligen, kann sich ab Herbst in die Next-Steps-Gruppen einbringen.
„Wir setzen nicht auf hierarchische Entscheidungen, sondern auf die Mitwirkung von möglichst vielen Menschen aus den Gemeinden, Einrichtungen und der Stadtgesellschaft, denen die Entwicklung der Kirche am Herzen liegt", sagt Stadtdekan Christian Hermes. Die Rahmenbedingungen für die Next Steps sind schwierig: Allein im vergangenen Jahr hat Stuttgart 2.839 Mitglieder durch Austritt verloren, insgesamt jedoch 4465. Das sind zwei Gemeinden in nur einem Jahr. Der anhaltende Mitgliederschwund führt zu geringeren Kirchensteuereinnahmen und damit zu deutlich weniger Ressourcen.
Erschwerend hinzu kommt die Entwicklung in den pastoralen Berufen: Seit vielen Jahren entscheiden sich immer weniger Menschen für den Beruf des Priesters, des Diakons, der Pastoralreferentin/des Pastoralreferenten und der Gemeindereferentin oder dem Gemeindereferenten. „Wir müssen mit weniger pastoralen Mitarbeitenden und mit weniger finanziellen Mitteln auskommen. Das ist eine Herausforderung. Wir stecken den Kopf nicht in den Sand, sondern suchen nach neuen Wegen der Zusammenarbeit, nach innovativen Konzepten, nach Formen, wie sich Gemeinden auch ohne Hauptamtliche gut entwickeln können. Das ist ein spannender und wichtiger Prozess“, sagt Stadtdekan Christian Hermes.
Next Steps setzt auf die Beteiligung von möglichst vielen Haupt- und Ehrenamtlichen aus den Gemeinden und den Einrichtungen. Eingeladen sind auch Menschen aus der Stadt, die für ein bestimmtes Thema Expertise haben, für Interessensgruppen stehen oder einfach den Blick von außen mitbringen. Beim Pastoralworkshop am 29. Juni sind zum Auftakt mehr als 60 Menschen zusammengekommen und haben in Gruppen und im Plenum Ideen gesammelt. Sechs Gruppen haben zu unterschiedlichen Themen gearbeitet.
Auf dieser Grundlage werden ab Herbst Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit jeweils einem Thema vertieft auseinandersetzen und die Vorschläge für Entscheidungen entwickeln. „Wir freuen uns sehr, dass so viele Menschen mitwirken, das ist ein hoffnungsvolles Zeichen“, sagt Johannes Reich, der Geschäftsführer des Katholischen Stadtdekanats Stuttgart. Der Entwicklungsprozess soll nicht zu einem Rückzug führen, sondern - durch die erforderlichen Priorisierungsentscheidungen und Strukturveränderungen - Menschen auf vielfältigen Wegen mit Gott in Verbindung bringen und dazu beitragen, dass Kirche weiterhin in der Stadtgesellschaft wirksam ist. „Wir wollen auch weiterhin Kirche in der Stadt und für die Stadt sein", so Johannes Reich. Und Angela Schmid, die ebenfalls federführend in die Organisation des Prozesses Next Steps eingebunden ist, ergänzt: „Wir dürfen die Augen vor den Entwicklungen nicht verschließen und einfach weitermachen wie bisher. Veränderung ist immer auch eine Chance, selbst wenn sie schmerzt. Kirche ist für viele Menschen in der Stadt ein wichtiger Kompass und ein wichtiger Ort der Begegnung und der Gemeinschaft und wird dies auch bleiben.“
Beim Pastoraworkshop wurden erste Gedanken und Ideen zu folgenden Themenbereichen gesammelt.
1. Wie denken wir die Gegenwart des Göttlichen? Haltungen - Suche - Anders-Orte - Begegnungen
2. Wie wollen wir Kirche sein?
3. Struktur verschlanken - Engagement erleichtern
4. Weiterentwicklung der Servicequalität im Bereich Katechese und Sakramentalien
5. Einladend Kirche sein
6. Gottesdienste Formen/Anzahl
Wie die Gruppen arbeiten, ob Themen zusammengelegt werden können, wie oft sich die einzelnen Next-Step-Gruppen treffen und wie die Beteiligung aussehen wird, wird in den nächsten Wochen festgelegt. Ab Herbst geht es dann in die Arbeitsphase, so dass dann im Frühjahr Vorschläge für den Stadtdekanatsrat vorliegen werden.
Wir informieren Sie an dieser Stelle auf unserer Homepage laufend über den Stand des Prozesses Next Steps.
Next Steps ist der Nachfolgeprozess zu Aufbrechen, der 2012/13 grundlegende strukturelle Veränderungen, aber auch Neuerungen gebracht hat, die inzwischen weitgehend umgesetzt sind. Gegründet wurden im Zuge von Aufbrechen die zwölf Gesamtkirchengemeinden. Neu entstanden sind beispielsweise das Spirituelle Zentrum station s im Stuttgarter Westen und das TrauerZentrum in Degerloch. Andere Beschlüsse von Aufbrechen sind noch in der Umsetzung, wie etwa die Renovierung der Kirchen St. Nikolaus und St. Maria als. In Aufbrechen wurde das Selbstverständnis, Kirche in der Stadt und Kirche für die Stadt zu sein, ausgebildet. Vor diesem Hiintergrund wollen wir in den nächsten Jahren die nächsten Schritte gehen. Der Entwicklungsprozess Next Steps wird gefördert von der Stiftung Katholische Kirche in Stuttgart.
Projektleitung
Johannes Reich
Geschäftsführer Katholisches Stadtdekanat Stuttgart
Königstraße 7, 70173 Stuttgart
Tel.: 0711 70 50 300Projektleitung
Angela Schmid
Stellvertretende Geschäftsführerin Stadtdekanat
Königstraße 7, 70173 Stuttgart
Tel.: 0711 70 50 300