Ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen, das wäre doch toll, fand Hildegard Cramer und entwickelte folgende Aktion: Sie bietet so genannte Spendensteine zum Kauf an. Auf ihnen wird für 20 Euro der Name des Spenders vermerkt oder für zehn Euro ein Herz. Aus den Steinen soll zum Schluss ein großes Wandmosaik entstehen, das dann im Kindergarten aufgehängt wird. Welches Bild daraus entsteht, das wird der Kindergarten selbst entscheiden, der dann statt zweigruppig mit vier Gruppen ins Untergeschoss des sanierten Gebäudes einziehen wird.
Hildegard Cramer ging dabei ganz pragmatisch vor und kaufte im Bauhaus Holzstäbe und schnitt dabei selbst cirka 10 bzw. 15 Zentimeter lange und etwa 5 Zentimeter hohe Stäbchen. Darauf malt sie vor Ort vor den Augen der Leute mit Brandmaltechnik ein Herz oder den gewünschten Namen. Steine wird es so viele geben, wie es gewünscht wird. „Je mehr, umso besser“, sagt Hildegard Cramer.
Holzstäbchen aus dem Baumarkt
Auf die Idee kam sie, als sie über Orgelsanierungen nachdachte. Da werden häufig Orgelpfeifen mit Namen versehen oder alte verkauft. Die ursprüngliche Idee war eigentlich, Holzklötzchen, wie Kinder sie zum Spielen nehmen, zu Skulpturen zusammenzufügen. „Es hat aber niemand Holzklötzchen gespendet und neue kaufen ist zu teuer“, erzählt Hildegard Cramer. „Also bin ich auf diese alternative Idee mit den selbst gefertigten Holzstäbchen gekommen.“
Die nächste Gelegenheit, diese zu kaufen, ist bei der zweiten Idee, die Kirchenmusiker Sebastian Neumann hatte: bei der Orgelkonzertreihe. Der Organist nutzte seine Kontakte, um die Benefizaktion auf die Beine zu stellen, deren Erlös ganz der Umbaufinanzierung zugutekommt. Und auch ihm geht es um den Zusammenhalt in der Gemeinde, vor allem auch den musikalischen.
Drei Chöre proben im Gemeindehaus
Denn drei Chöre proben eigentlich im Gemeindezentrum der Stuttgarter Herz-Jesu-Kirche. Der Kinderchor, der Projektchor und der Philharmoniechor nutzen das katholische Gemeindehaus an der Schurwaldstraße für ihre Proben, erzählt Sebastian Neumann. Doch im Moment ist Pause, weil es saniert und umgebaut wird. Damit an der Schurwaldstraße bald wieder gesungen wird, erklingt nun vier Mal die Orgel zum Benefizkonzert, mit namhaften Organisten am Spieltisch.
Namhafte Organisten
Martha Schuster war an mehreren Hochschulen tätig und spielte als Kirchenmusikdirektorin an der Stuttgarter Stiftskirche und nutzt heute die Rieger-Orgel in Herz Jesu als Unterrichtsinstrument. Der Rottenburger Domorganist Ruben Sturm ist Professor für Orgelliteraturspiel und Orgelimprovisation an der Hochschule für Kirchenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart und war Sebastian Neumanns Lehrer. Der Stuttgarter Kontrabassist der Stuttgarter Philharmoniker und Organist Markus Gähler schließlich brachte seinen Kontakt Peter Kranefoed mit, der als Organist, Cembalist und Dirigent auf internationalem Parkett unterwegs ist.
Der Umbau kostet insgesamt 4,35 Millionen Euro. Davon tragen 51 Prozent die Stadt Stuttgart, 20 Prozent das Stadtdekanat, 17 Prozent die Diözese Rottenburg-Stuttgart und 12 Prozent die Gemeinde Herz Jesu, also etwa eine halbe Million Euro. Dies sei nur zu stemmen, wenn 75.000 Euro an Spenden durch die Gemeinde aufgebracht werden. Pünktlich zum 100. Jubiläumsjahres im November 2021 sollen die Umbauten abgeschlossen sein. Dann kann gefeiert werden.
Sebastian Neumann ist jetzt erst mal gespannt auf die Wirkung der Konzertreihe. Denn das Besondere sei zum einen die Rieger-Orgel, die viele klangliche Möglichkeiten habe. Und weil jede Orgel anders ist und mit ihren Registern quasi ein ganzes Orchester ersetzen kann, sei es besonders interessant, was die einzelnen Organisten jeweils aus dem Instrument herausholen.
Konzerttermine:
Sonntag, 1. März, 18 Uhr: Markus Gähler, Organist und Kontrabassist aus Stuttgart
Sonntag, 15. März, 18 Uhr: Ruben Sturm, Domorganist aus Rottenburg
Sonntag, 29. März, 18 Uhr: Martha Schuster, Organistin aus Stuttgart
Sonntag, 19. April, 18 Uhr: Peter Kranefoed, Organist, Cembalist und Dirigent aus Stuttgart/Winnenden