Ukraine

„Kein Krieg hindert uns daran, Weihnachten zu feiern“

„Kein Krieg hindert uns daran, die Geburt Jesu zu feiern“, sagt der ukrainische Priester Andriy Ustrytskiy. Er ist Pfarrer in der westukrainischen Gemeinde Peredilnytsya, nahe der polnischen Grenze. Vater Andriy unterhält enge Kontakte zur ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde in Stuttgart, die er in diesem Jahr zweimal besucht hat. „Wir lassen uns von dem Angriff Putins die Freude an Weihnachten nicht nehmen“, erklärt der 37-Jährige.

Vater Andrej (rechts im Bild) bei seinem letzten Besuch in Stuttgart.
Vater Andrej (rechts im Bild) bei seinem letzten Besuch in Stuttgart.

In diesem Jahr lädt die Gemeinde an Weihnachten nicht nur zu zahlreichen Gottesdiensten, sondern auch zu einer Weihnachtsfeier. „Viele Menschen, die aus Mariupol, Cherson, aus Donezk und Luhansk fliehen mussten, haben in unserem Ort und in unserer Gemeinde Schutz gefunden“, erzählt der Priester.

Zweimal hat Andriy Ustrytskiy die ukrainische griechisch-katholische Gemeinde in Stuttgart in diesem Jahr besucht und mit den Stuttgarter Ukrainerinnen und Ukrainern Gottesdienst gefeiert. Beim ersten Mal kehrte er mit einem Krankenwagen, beim zweiten Mal mit Medikamenten und Baumaterialien in die Westukraine zurück, die mit den Stuttgarter Spenden finanziert werden konnten. „Wir sind dankbar für die Unterstützung, die wir aus Stuttgart erfahren“, sagt der Priester, der von allen Vater Andriy genannt wird.

Gemeinde hilft Binnenflüchtlingen

Der Krieg hat auch seine kleine Gemeinde in der Westukraine verändert. „Es kommen immer mehr Menschen aus umkämpften Gebieten zu uns, um Schutz zu suchen.“ Rund 400 Frauen, Männer und Kinder gehören zu den drei Gemeinden, um die sich der Priester kümmert. Knapp 300 Häuser zählen die Ortschaften, von denen vor dem Krieg lediglich 85 dauerhaft bewohnt waren. Die anderen standen leer oder wurden von Familien als Ferienhäuser genutzt. „Als Gemeinde helfen wir mit, die Häuser für die geflüchteten Menschen bewohnbar zu machen“, erzählt Andriy Ustrytskiy.

Aber auch in dem kleinen westukrainischen Ort ist der Krieg längst im Alltag angekommen. „Seit Putin den Krieg ausgeweitet hat, müssen auch wir bei Alarm viele Stunden in Kellern ausharren.“ Die ersten Trauerfeiern für ukrainische Männer, die als Soldaten gestorben sind, haben die Gemeinden im Dekanat Dobromyl auch schon erleben müssen. „Viele Männer aus unseren Gemeinden sind als Soldaten im Krieg und natürlich beten wir jeden Tag dafür, dass sie unverletzt zurückkehren“, sagt Pater Andriy. .

Gemeindefest an Weihnachten

Vor allem aber beten die Gläubigen der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinden auch an den Weihnachtstagen für ein baldiges Ende des Krieges. „Wir lassen uns unsere Freude an der Geburt Jesu nicht nehmen“, sagt der 37-Jährige, der zusammen mit den Menschen aus seiner Gemeinde die Gottesdienste und Feierlichkeiten vorbereitet. Schon proben Kinder und Erwachsene für das Krippenspiel, das traditionell am 7. Januar nicht nur in der Kirche, sondern auch auf den Straßen aufgeführt wird. „Die Mitwirkenden ziehen von Haus zu Haus, singen Weihnachtslieder, spielen Szenen aus dem Krippenspiel und sammeln Spenden, mit denen wir in diesem Jahr vor allem unsere Landsleute unterstützen, die ihre Heimat verlassen mussten.“ Ebenfalls in Vorbereitung ist an den Weihnachtstagen ein Gemeindefest, zu dem alle eingeladen sind. „Wir möchten die Menschen zusammenbringen, die Geburt Jesu feiern und unserer Hoffnung auf Frieden Ausdruck verleihen. Wir erleben viele Menschen, die nicht wissen, ob sie in ihre Heimat zurückkehren können, die nicht wissen, ob sie ihre Angehörigen wiedersehen, die nicht wissen, wie ihre Zukunft aussieht“, sagt Andriy Ustrytskiy.

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