Kirche verändert sich – auch in Stuttgart. Vor zwölf Jahren hat die Katholische Kirche in Stuttgart den Prozess Aufbrechen angestoßen mit dem klaren Ziel, für die Zukunft gut aufgestellt zu sein. Der Prozess hat viele Veränderungen gebracht: neue Schwerpunktorte wie das Spirituelle Zentrum station s, Standortentwicklungen wie in St. Johannes Maria Vianney in Mönchfeld, neue Verwaltungsstrukturen, eine Reduzierung der Gebäude. Aber wurden alle Ziele erreicht, die mit dem Prozess Aufbrechen verbunden waren? Um dies herauszufinden, hat das katholische Stadtdekanat eine Evaluation in Auftrag gegeben. Das Zentrum für Angewandte Pastoralforschung (zap) an der Ruhr-Universität Bochum hat im Rahmen eines Forschungsprojekts sämtliche Dokumente ausgewertet und auf dieser Grundlage acht Interviews geführt und zwei Umfragen erarbeitet. Befragt wurden zum einen Mitarbeitende und zum anderen Stuttgarter Katholikinnen und Katholiken.
Gut zusammengefasst finden sich Ziele des Entwicklungsprozesses bereits in dem vollständigen Titel: Aufbrechen - Kirche in der Stadt und für die Stadt. „Für alle, die 2012/13 in Arbeitsgruppen und vielen Sitzungen mitgewirkt haben, war das übergeordnete Ziel: Wir wollen Kirche für die gesamte Stadt sein, wir wollen in die Stadtgesellschaft hinein wirken, wir wollen wahrgenommen werden, mitreden und den Stuttgarterinnen und Stuttgartern Anlaufpunkte bieten“, sagt Stadtdekan Christian Hermes, der den Prozess im Herbst 2011 angestoßen hat. Eine fundierte Auswertung von Aufbrechen hält der Stuttgarter Stadtdekan für wichtig, um Schlüsse für die weitere Entwicklung der katholischen Kirche in Stuttgart ziehen zu können. „Die Evaluation ist schon der erste Schritt hin zu einem neuen Entwicklungsprozess. Wir verlieren weiter an Mitgliedern und in der Folge auch an finanziellen Möglichkeiten. Wenn wir nicht Getriebene sein wollen, sondern uns als Stadtkirche Gestaltungsfreiräume erhalten möchten, müssen wir mit unseren Ressourcen gut haushalten und auch zu weiteren Veränderungen und Reduzierungen an bestimmten Stellen bereit sein. Die Evaluation kann uns als Kompass für die weitere Entwicklung dienen“, so Christian Hermes.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bochumer Zentrums für Angewandte Pastoralforschung haben die Protokolle, Gremienbeschlüsse und anderen Dokumente zu Aufbrechen ausgewertet. Das Zentrum gehört zum Lehrstuhl für Pastoraltheologie der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität. Im zweiten Schritt hat die Psychologin und Religionswissenschaftlerin Veronika Eufinger vom zap längere qualitative Interviews mit acht Menschen geführt, die am Prozess beteiligt waren oder diesen von außerhalb beobachtet haben. Auf Basis der Dokumente und der Interviews wurden dann zwei unterschiedliche Umfragen aufgesetzt: Die erste Befragung richtete sich an 2000 Menschen, die haupt- oder ehrenamtlich für die katholische Kirche in Stuttgart tätig sind, die andere an Stuttgarter Katholikinnen und Katholiken, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt wurden.
Bei der internen Befragung wurden folgende Gruppen angeschrieben: Pfarrer und pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch aus den muttersprachlichen Gemeinden, Mesnerinnen und Mesner, Pfarramtssekretärinnen und -sekretäre, Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker, Mitarbeitende des kirchlichen Verwaltungszentrums, der Sozialstation, der Kitas, der Verwaltung und anderer Einrichtungen des katholischen Stadtdekanats Stuttgart. Von ehrenamtlicher Seite werden die Mitglieder der Kirchengemeinde- und Pastoralräte und des Stadtdekanatsrats angeschrieben und um Teilnahme gebeten. Die Teilnahme war selbstverständlich freiwillig, die Antworten wurden direkt an das Zentrum für Angewandte Pastoralforschung übermittelt, um Datenschutz und Anonymität zu gewährleisten. Diese interne Befragung lief vom 2. Februar bis 1. März, der Fragebogen musste online ausgefüllt werden.
Wer sich den Fragebogen anschauen möchte, findet diesen hier. Teilnehmen konnte nur, wer ein Anschreiben per Post erhalten hatte und mit diesem auch die Zugangsdaten zur Befragung.
„Je mehr Menschen sich beteiligen, umso vielfältiger und aussagekräftiger wird das Bild. Deshalb haben wir auch eine zweite Befragung durchgeführt“, sagt Johannes Reich, der Geschäftsführer des Katholischen Stadtdekanats Stuttgart, der seitens der Stuttgarter Kirche für die Evaluation verantwortlich ist. Die zweite Befragung richtete sich an katholische Kirchenmitglieder in Stuttgart.
Aus den insgesamt 118 000 Kirchenmitgliedern wurde eine repräsentative Zufallsstichprobe gezogen. Angeschrieben wurden auf Basis dieser Auswahl insgesamt 5300 Stuttgarter Katholikinnen und Katholiken. „Die repräsentative Ziehung berücksichtigt folgende Merkmale: Verteilung über die Ortsgemeinden in Stuttgart und Nationalitäten. Bezüglich Altersgruppe, Familienstand und Geschlecht sind wir davon ausgegangen, dass die Zufallsziehung eine ausreichend repräsentative Verteilung erzeugt“, erläutert Johannes Reich.
Die repräsentative Befragung der Kirchenmitglieder lief vom 9. Februar bis zum 8. März. Auch hier gingen die Antworten direkt an das Zentrum für Pastoralforschung. Eine Teilnahme war nur für die Menschen möglich, die im Rahmen der internen oder der externen repräsentativen Befragung angeschrieben worden sind.
Hier können Sie sich den externen Fragebogen anschauen.
„Die Evaluation gibt uns die Gelegenheit, unser Vorgehen zu reflektieren: zu sehen, was ist gut gelaufen, was nicht, wo haben wir unsere Ziele erreicht und wo nicht“, sagt Johannes Reich. Oder wie Stadtdekan Christian Hermes meint: „Die Befragung ermöglicht uns nochmals eine ganz andere Sicht auf den Prozess. Die Ergebnisse zeigen uns, was die Menschen von der Stuttgarter Kirche erwarten.“
Die Evaluation von Aufbrechen wird durch die Stiftung Katholische Kirche in Stuttgart gefördert.
Informationen zur Stiftung Katholische Kirche finden Sie hier.
Kontakt bei Fragen zur Evaluation
Johannes Reich
Geschäftsführer Katholisches Stadtdekanat Stuttgart
Königstraße 7, 70173 Stuttgart
Tel.: 0711 70 50 300