Bei den Straßenexerzitien sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Stuttgart unterwegs, im Park, auf zentralen Plätzen, im einsamen Hinterhof, in einer Kirche, auf dem Friedhof. „Sie folgen der eigenen Sehnsucht. Alle brechen auf in der Hoffnung und dem Vertrauen, Gott unterwegs zu finden“, sagt Kirstin Kruger-Weiß. Vor dem Aufbruch aber treffen sich alle zu einem gemeinsamen Impuls in der Kirche St. Fidelis. Am Abend versammelt sich die Gruppe zum gemeinsamen Abendessen, zum Austausch und zur Reflexion. Gesegnet und gesendet verbringt dann jede und jeder die Nacht zu Hause oder in einem Hotel.
Stille dort finden, wo man sie am wenigsten erwartet
Die Erfahrungen auf der Straße, im Trubel der Stadt sind vielfältig und berührend. „Gott und Stille kann ich mittendrin finden - oft gerade da, wo ich es am wenigsten erwarte. Es kommt auf die innere Haltung, die eigene Wahrnehmung an“, sagt die Stuttgarter Theologin. Mitten in Lärm und großstädtischem Treiben ließen sich Oasen des Verweilens und Auftankens finden – und Menschen erleben, die man im Getriebe des Alltags und bei vollem Terminplan schlicht übersehe. „Die Straßenexerzitien verändern meinen Blick auf Orte und Menschen - und auch auf mich“, sagt Kirstin Kruger-Weiß. Die Theologin, die selbst schon an Straßenexerzitien teilgenommen hat, erzählt von ihrer Erfahrung: „Wenn ich mit Zeit durch die Stadt gehe, schaue ich nicht weg, haste nicht vorüber, sondern ich nehme bewusst wahr, wie Menschen lachen und weinen, sich streiten und Not leiden. Die Exerzitien öffnen mir den Blick dafür, dass jede und jeder mein Nächster sein kann. Schön ist, dass die Aufmerksamkeit, die ich anderen schenke, oft zurück kommt - vielleicht liegt das aber gar nicht am anderen, sondern an meiner anderen Haltung.“ Sie ist überzeugt: Die Straßenexerzitien schulen die eigene Wahrnehmung auf Dauer und auch im Alltag.
Straßenexerzitien haben ihren Ursprung in Berlin
Die Straßenexerzitien sind eng verbunden mit dem Jesuiten und Arbeiterpriester Christian Herwartz, der seine Erfahrungen auch in einem Buch zusammengetragen hat. Herwartz lebte in einer offenen Gemeinschaft in Berlin-Kreuzberg, wo auch ausgegrenzte Menschen eine Heimat fanden. Ende der 1990er-Jahre entwickelte er zusammen mit den Menschen seiner Gemeinsaft vielfältige Formen von Straßenexerzitien.
Anmeldung und Start
Eine Anmeldung zu den Exerzitien ist noch bis Donnerstag, 22. Juli, möglich entweder über die Homepage des Spirituellen Zentrums station s oder telefonisch unter der Nummer 0711/25 25 9111. Die Straßenexerzitien werden kostenlos angeboten. Wer möchte, kann das Angebot mit einer Spende unterstützen. Gemeinsamer Start ist am Donnerstag, 29. Juli, um 18 Uhr in der Kirche St. Fidelis in der Seidenstraße 39 im Stuttgarter Westen. Die Exerzitien anleiten werden die beiden Theologen Dorothee Steioff und Michael Schindler, als Begleiter mit dabei sind auch Kirstin Kruger-Weiß und Stefan Karbach vom Leitungsteam station s. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen keinerlei Vorerfahrung mitbringen, jede und jeder ist willkommen. Die Exerzitien enden am Sonntagabend. Wer möchte, kann abschließend um 19 Uhr am Gottesdienst von station s in St. Fidelis teilnehmen.