Die Theologin Silke Jourdan hat in den vergangenen Jahren viele Familien begleitet. Immer wieder hat sie erlebt, wie die Geburt eines Kindes das Leben der Eltern umkrempelt. „Wenn ein Kind auf die Welt kommt, verändern sich die Prioritäten, Mutter und Vater bekommen noch einmal einen ganz anderen Blick auf das Leben“, sagt die 44-Jährige. Die Freude über das Neugeborene ist groß, zugleich aber tun sich bei den Eltern viele Fragen und auch Ängste auf. Wird mein Kind seinen Weg finden? Kann ich dem Neugeborenen den Schutz geben, den es braucht? Wie kann ich das Kind gut durchs Leben begleiten? Mit der Babysegnung möchte Silke Jourdan den Eltern die Zuversicht geben, dass sie nicht alleine sind: „Mit dem Segen stellen die Eltern ihr Kind unter den Schutz Gottes.“
Der Segen erfolgt mit Worten und Gesten
Auf Latein heißt segnen "benedicere", was sich mit "gut sprechen", jemanden loben oder preisen übersetzen lässt. Ein Segen erfolgt mit Worten und mit Gesten, wie etwa der Handauflegung, dem Kreuzzeichen oder der Besprengung mit Weihwasser. Silke Jourdan wird die Babys und ihre Angehörigen unter einem großen Schirm segnen. Dieser Segensschirm wurde im vergangenen Jahr gestaltet, damit die Menschen den Segen sinnlich erfahren und dabei dennoch gut Abstand halten können. Seitdem steht der Segensschirm in der Liebfrauenkirche und die Stuttgarter Theologin beobachtet, dass sich vor allem Kinder gerne darunter stellen. „Menschen zu segnen, ist etwas sehr Anrührendes. Ich weiß noch aus meiner Kindheit, dass ich ein wenig neidisch auf meine Freundin war, die von ihrer Oma immer mit einem Kreuzle auf die Stirn gesegnet wurde“, sagt Silke Jourdan.
Mit Zacharias und Elisabeth machen sich die Eltern auf den Weg
Zur Babysegnung am 15. Mai gehört auch ein Stationenweg in der Kirche, der den Eltern Anregungen und Impulse bietet. Grundlage ist die Bibelgeschichte von Zacharias und Elisabeth, die lange auf ein Kind hoffen, aber kinderlos bleiben, bis der Erzengel Gabriel Zacharias beim Tempeldienst die Geburt eines Sohnes verkündet. Zacharias kann die freudige Nachricht zunächst gar nicht glauben. „Aus der Geschichte des biblischen Paares lassen sich viele Lebensfragen ableiten“, sagt die Pastoralreferentin der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Neckar.
Keine feste Anfangszeit, damit Familien flexibler sein können
Der Stationenweg ist so aufgebaut, dass die Paare und Familien diesen einzeln ablaufen und in der Kirche problemlos Abstand halten können. Die Segnung vor der Kirche erfolgt ebenfalls jeweils für eine Familie. Vor und in der Kirche besteht eine Maskenpflicht. Die Familien können in der Zeit von 10.30 bis 13 Uhr kommen. „Wir setzen bewusst keine feste Anfangszeit, die Eltern können kommen, wie es am besten in den Schlafrhythmus des Kindes und den Tagesablauf passt“, so Silke Jourdan. Um eine Anmeldung über die Homepage der Liebfrauengemeinde wird gebeten. Die Eltern können auch ohne Anmeldung zur Kirche kommen und erst dort ihre Kontaktdaten hinterlassen, die coronabedingt erfasst werden müssen.
Nächste Babysegnung im Oktober
Die Babysegnungen sollen künftig zweimal im Jahr angeboten werden, jeweils im Frühjahr und im Herbst. Die nächste Segnung wird am Samstag, 23. Oktober, um 11 Uhr, in der Kirche St. Elisabeth stattfinden. An der Babysegnung sind neben dem katholischen Stadtdekanat auch die Caritas Sonnenkinder, das Familienzentrum des Marienhospitals sowie die Schönstattbewegung Frauen und Mütter beteiligt.