Die Ausstellung zeigt Gedichte aus dem Band „Ins leuchtende Du. Aufstandsgebete und Gottespoesie“ von Carola Moosbach. In den “Aufstandsgebeten” bringt die Autorin erlebte Verwüstung durch sexualisierte Gewalt ins Wort. Sie findet Worte für Leiden, Schmerz und Auseinandersetzung, für ihr Ringen mit Gott, aber auch für Trost und Hoffnung. Es sind Gedichte, die berühren, die aufhorchen lassen, die aber auch irritieren und schockieren angesichts der Gewalt und des Leides, die die Autorin erfahren hat.
In der Ausstellung kommen Betroffene zu Wort
„Mit der Ausstellung schaffen wir einen Ort, an dem Betroffene zu Wort kommen. Die Besucherinnen und Besucher können sich über die Gedichte dem Thema sexuellem Missbrauch nähern“, sagt die Dekanatsreferentin Angela Schmid, die die Ausstellung mit einem kleinen Team organisiert hat und die sich in der Katholischen Kirche in Stuttgart um Prävention vor sexuellem Missbrauch kümmert. „Als Kirche müssen wir uns der Schuld, den Fehlern und den Versäumnissen stellen. Wir müssen alles an Prävention umsetzen, was uns möglich ist, um sexuellen Missbrauch zu verhindern. Und wir müssen die Schweigemauer durchbrechen und alles dafür tun, um Betroffenen zu helfen“, sagt Angela Schmid.
Begleitveranstaltung bietet Information, aber auch Raum für Gespräche
Die Ausstellung bietet den Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit auf die Gedichte zu reagieren: Sie können in einer Lebensbrücke ihre Gedanken und Gefühle zurücklassen. Außerdem wird eine Mauer aufgebaut, in der Menschen ihre Anliegen, Klagen und Erfahrungen auf Zettel geschrieben zwischen den Steinen platzieren können.
Wichtig war es den Organisatoren, eine Begleitveranstaltung anzubieten, die die Gedichte wirken lässt, die informiert und die im Anschluss die Möglichkeit zu Einzelgesprächen mit Seelsorgerinnen und Seelsorgern bietet. Am Freitag, 21. November, um 16.30 Uhr ist in der Domkirche St. Eberhard folgendes Programm geplant: Die Sprechkünstlerin Jule Hölzgen trägt Texte von Carola Moosbach vor, Bärbel Fünfsinn (Mit-Herausgeberin des Gedichtbands) begleitet die Lesung musikalisch, Bettina Eltrop (promovierte Theologin) reflektiert über das Thema Gewalt in Psalmen und die Stuttgarterin Johanna Beck (Autorin und Redakteurin) informiert über Missbrauch und seine Folgen.
„Wir müssen die Betroffenen unterstützen“
Die Kirchengemeinderätin und Autorin Johanna Beck ist selbst Betroffene, sie hat spirituellen und sexuellen Missbrauch von einem katholischen Priester erfahren. Ihr ist es wichtig, an der Veranstaltung mitzuwirken, da sie Betroffene unterstützen möchte und sie zudem die Gedichte von Carola Moosbach schätzt: „Die Gedichte spielen in meinem Aufarbeitungsprozess bis heute eine wichtige Rolle. Carola Moosbach bringt Schmerz und Trauma, biografische Folgen, aber auch Resilienzmöglichkeiten und Hoffnung in Worte, die heilsam sind“, sagt Johanna Beck. Jede und jeder sei gefragt, Betroffene zu unterstützen.
Ausstellung anlässlich des Gebetstages für Betroffene sexuellen Missbrauchs
Die Ausstellung und die Begleitveranstaltung sind bewusst in den November gelegt, da am 18. November von der Deutschen Bischofskonferenz aus der Gebetstag für Betroffene sexuellen Missbrauchs begangen wird. Zudem ist dies der Europäische Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch. Die Ausstellung „Die Schweigemauer durchbrechen. Sexualisierte Gewalt ins Wort bringen“ ist von Donnerstag, 13. November, bis Donnerstag, 27. November, in der Domkirche St. Eberhard zu sehen. Die Kirche ist Montag, Mittwoch und Freitag von 10 bis 19 Uhr, Dienstag und Donnerstag bis 18 Uhr, samstags bis 19.30 Uhr und sonntags bis 16.30 Uhr geöffnet.
Hilfs- und Gesprächsangebote für Betroffene und Angehörige
Passantenseelsorge zu finden im Vorraum der Kirche Sankt Eberhard, Montag bis Freitag von 12 bis 18 Uhr
Beratungsstelle “Ruf und Rat”, zu erreichen unter Telefon 0711/ 226 20 55
Hilfetelefon sexueller Missbrauch, Telefon 0800/ 22 555 30