Für Menschen mit Behinderung

Die Weihnachtsgeschichte kommt aus dem Reisekoffer

Claudia Ebert hat die Weihnachtsgeschichte in einen alten Reisekoffer gepackt. Mit diesem besucht die Theologin bis 6. Januar Familien, in denen ein Kind mit Behinderungen lebt. Die 47-Jährige erzählt die Geschichte von Maria, Josef und der Geburt des Kindes mit ihren Figuren in einem aufgeklappten Reisekoffer. Gespielt wird die Koffergeschichte derzeit natürlich nur im Freien und immer nur für eine Familie. „Ich möchte den Kindern und ihren Familien einen schönen Moment schenken, in dem sie alle Sorgen und Beschwernisse loslassen und dieser wunderbaren Geschichte lauschen können“, sagt die Theologin und Seelsorgerin für Familien mit behinderten Kindern. Das Video finden Sie am Ende des Artikels.

Den Menschen die Weihnachtsgeschiche bringen

Entstanden ist das kleine Koffertheater vor drei Jahren, als Claudia Ebert ihren dementen Vater im Pflegeheim auf seinem letzten Weg begleitet hat. „Ich habe den Bewohnern die Geschichte vom Weihnachtsnarren in dem Koffer vorgespielt und gemerkt, wie gut ihnen diese kleine Aufmerksamkeit tut und wie viel Freude sie macht“, erzählt die Theologin. Ins Pflegeheim kann sie in diesem Corona-Jahr mit ihren Koffergeschichten nicht gehen, genauso wenig wie in die Behinderteneinrichtungen, in denen sie in Zeiten ohne Corona regelmäßig zu Besuch ist. Deshalb macht sie sich in diesem Advent mit dem Koffer auf den Weg zu den Familien, in denen ein behindertes Kind lebt, um ihnen die Weihnachtsgeschichte zu bringen.

Gespielt wird im Garten der Familie oder im Park

Gespielt wird im Garten, in einem Park nahe dem Wohnort der Familie, auf einer Wiese oder wo immer genügend Abstand gehalten werden kann. Claudia Ebert trägt die Geschichte auch zu Familien mit mehrfach schwerstbehinderten Kindern, die in den vergangenen Monaten nicht einmal mehr die Schule besuchen konnten, weil dort die Ansteckungsgefahr zu groß ist. „Die Kinder freuen sich über die Figuren, die Geräusche, die Kulissen, und die Eltern über die Aufmerksamkeit, die ihnen geschenkt wird. Und alle nehmen etwas von der schönen Geschichte mit. Die Geburt des kleinen Kindes berührt die Herzen.“

Die Kinder wirken an der Geschichte mit, wie sie eben können

Auf ihren Kofferreisen wird sie in den nächsten Wochen auch viele der Kinder aus der Margarete-Steiff-Schule und der Helene-Schoettle-Schule, beides Schulen für Kinder mit besonderem Förderbedarf, treffen, die sie sonst vor allem im Religionsunterricht erlebt. „Wie im Unterricht beziehe ich bei der Koffergeschichte zum Beispiel auch die Kinder mit ein, die nicht sprechen können“, erzählt Claudia Ebert. Die Kinder bekommen einen Taster in die Hand, mit dem sie ein Geräusch auslösen können, zum Beispiel das Klopfen von Josef an die Türen der Wirte, die Fanfare des Boten oder das Mähen der Schafe. Damit werden die Kinder von Zuschauern zu Mitwirkenden in der Geschichte von Maria, Josef und ihrer beschwerlichen Reise nach Bethlehem. Zum Abschluss gibt es dann noch einen Segen für die Kinder und ihre Familien, gesprochen unter einem bunten Regenschirm.

Kulissen und Figuren sind selbst entworfen und gebastelt

Eine Woche lang hat Claudia Ebert an den Kulissen und den Figuren gearbeitet. Der Koffer ist mit Styropor ausgekleidet, die aus Pappe ausgeschnittenen Figuren sind auf Holzstäben festgeklebt, die Kulissen selbst entworfen und von Hand bemalt. Sie erzählt die Geschichte immer live, eingespielt werden Geräusche und das Weihnachtslied „Alle Jahre wieder“, das ein Junge mit Behinderung voller Begeisterung für die Weihnachtsgeschichte im Koffer eingespielt hat. Den Koffer hat Claudia Ebert auf dem Flohmarkt gekauft und ob seiner Größe und Stabilität zu schätzen gelernt. Die 13 Figuren lassen sich genauso unterbringen wie die vier verschiedenen Kulissen, die Nazareth und Bethlehem zeigen. „In diesem mit Corona für viele Menschen besonders schwierigen und belastenden Jahr ist es wichtig, die Weihnachtsgeschichte zu den Menschen zu tragen. Viele der Familien, die ich begleite, können an diesem Weihnachten gar nicht in die Gottesdienste kommen.“ Wie im Religionsunterricht versucht die Seelsorgerin den Kindern vor allem eines zu vermitteln: die Lichtmomente, die die Religion schenken kann.

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