Ausstellung in St. Maria als

Fotografische Begegnungen mit Menschen auf der Straße

Betritt man zurzeit die Kirche St. Maria, wird man vom Lächeln dreier überlebensgroßer Portraits empfangen. Auch zwischen den Säulen hängen Schwarz-Weiß-Bilder verschiedener Menschen. In der Kirche St. Maria ist noch bis Dreikönig die Ausstellung mit dem Titel "Ein Platz für ..." zu sehen. Gezeigt werden Menschen, die einen großen Teil ihres Lebens rund um die Paulinenbrücke und die Kirche verbringen. Die Frauen und Männer getroffen und fotografiert hat die Kommunikationsdesignerin Romina Vetter.

Was beim Betreten der Kirche irritiert, sind die Bilder von zerbrochenen Flaschen auf dem Boden. Die Scherben deuten an, wo diese Fotos entstanden sind: draußen auf der Straße. Es sind nämlich Portraits von Menschen, die sich immer wieder unter der nahe gelegenen Paulinenbrücke treffen. Ob sie nun aktuell wohnungslos sind oder ehemals obdachlos waren, ob es Menschen mit Suchterfahrung sind oder was sie sonst beschäftigt und ihr Leben prägt, ist nicht zu erkennen. Die Ausstellung rückt sie als Menschen in den Mittelpunkt.

Über Monate fast täglich unter der Paulinenbrücke

Die Kommunikationsdesignerin Romina Vetter hat sich über Monate hinweg fast täglich mit ihnen getroffen. Am Ende vieler langer Gespräche und Begegnungen sind die Bilder entstanden. „Mir war es wichtig den Menschen mein Vertrauen zu geben, und das Gefühl von Wertschätzung und echtem Interesse an ihrer Person“, berichtet die 29-Jährige. „So kam es, dass ich mich über mehrere Monate fast täglich am Platz aufgehalten habe, dass unzählige schöne Begegnungen und Gespräche entstanden sind, in denen ich meistens zur Zuhörerin für mehrere Stunden wurde. Mir wurden traurige Schicksale, schlimmste Lebensumstände und Erlebnisse anvertraut.“

Ein Platz für alle? Ein Platz für Gott? Für Menschlichkeit

Unter dem Titel "Ein Platz für" sind während der Advents- und Weihnachtszeit und über den Jahreswechsel die Bilder in der Kirche zu sehen. Was es mit dem Titel auf sich hat und warum genau dieser Zeitraum ausgewählt wurde, erläutert Dorothee Steiof, die als Theologin die Ausstellung mit organisiert hat: „Der Titel "Ein Platz für ..." lädt ein, den Satz in Gedanken weiterzuspinnen: Ein Platz für mich? Für alle? Für Gott? Für Menschlichkeit? Für Hoffnung? Für Begegnung? Und gleich darauf stellt sich schon die nächste Frage: Wer soll Platz haben? Wer hat Macht, zu bestimmen, wer wo sein darf? Und wem gehört eigentlich die Stadt? Das sind Fragen der Adventszeit.“

Die eigene Wahrnehmung hinterfragen

Romina Vetter ergänzt: „Die Ausstellung hinterfragt die Wahrnehmung von sozial benachteiligten und suchtbetroffenen Menschen und ihren Platz in der Gesellschaft. Die gezielte Platzierung der Fotografien innerhalb des Kirchengebäudes steht sinnbildlich für das Einbeziehen, die Inklusion der Menschen in der Gesellschaft. Die Bilder sind konfrontativ und nicht zu übersehen. Die überdimensionalen Bilder lassen die Betrachterin und den Betrachter klein wirken.“ Die sechs am Boden klebenden Fotografien sollen ein Gefühl der Straße vermitteln und die Straße sprichwörtlich in die Kirche bringen. Vetter sieht damit St. Maria als Ort des Miteinanders und der Vernetzung.

Ausstellung ist noch bis Dreikönig zu sehen

In der Kirche St. Maria werden unter dem Slogan „St. Maria als“ alternative kirchliche Nutzungsformen ermöglicht. „Ein Platz für …“ ist während der Öffnungszeiten der Kirche zu sehen, also täglich außer montags von 10:00 bis 16:00 Uhr. An den Adventssonntagen werden die Predigten der Gottesdienste um 11:00 Uhr Bezug auf die Bilder nehmen. Die Ausstellung ist noch bis zum 6. Januar zu sehen.

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