Nina Möhrles Sohn Milo ist knapp sechs Wochen nach der Geburt an einem angeborenen Herzfehler gestorben. „Ich wünsche mir, dass man seinen Namen weiterhin ausspricht und an ihn denkt. Das finde ich tröstlich. Unsere fast sechsjährige Tochter macht das am besten. Sie überlegt zum Beispiel, wie groß er jetzt schon wäre und was er jetzt schon können würde“, erzählt die 38-Jährige. „Wenn von Menschen getan wird, als hätte es Milo gar nicht gegeben, empfinde ich das sehr verletzend.“
Im Jahr 2023 kamen in Deutschland 3007 Kinder tot auf die Welt, 2189 Kinder verstarben in ihrem ersten Lebensjahr. Klinikseelsorgerinnen und Klinikseelsorger begleiten Eltern, die vor, während oder nach der Geburt ihr Kind verloren haben. „Die Eltern gehen oft einen langen Weg der Trauer um ihr verstorbenes Kind. Uns ist es ein Anliegen, ihnen einen Raum zu eröffnen, um anderen zu begegnen, die dasselbe erlebt haben. Wir wollen die Möglichkeit schaffen, ihre Situation, die eigentlich nicht auszuhalten ist, mit anderen Eltern zu teilen“, so Ursula Kaiser von der Klinikseelsorge am Marienhospital. Und weiter: „In der Gedenkfeier wird diese Situation in eine andere Dimension gestellt. Rituale, Symbole und Texte können auf dem langen Weg durch die Trauer etwas Heilsames haben.“ Nina Möhrle spricht bei der Feier ein Gebet, ihr Mann spielt Klavier und eine weitere Mutter, die ebenfalls ein Kind verloren hat, singt dazu.
Auch Katrin Neher wirkt bei der Gedenkfeier mit. Sie ist Hebamme im Marienhospital und begleitet zudem freiberuflich Frauen in der Schwangerschaft und im Wochenbett. Diese Begleitung steht Eltern auch nach dem Tod ihres Kindes zu. „Dabei beobachten wir den körperlichen Rückbildungsprozess und unterstützen die Eltern im Trauerverlauf. Zuhören und da sein gehört dabei zu den für mich wichtigsten Elementen“, berichtet die Hebamme.
Gedenkfeier am Weltgedenktag für verstorbene Kinder
Die Gedenkfeier findet am Weltgedenktag für verstorbene Kinder statt. Beim „Worldwide Candle Lighting“ stellen weltweit Menschen, die um ein Kind trauern, um 19 Uhr eine Kerze ins Fenster. So geht in 24 Stunden ein Lichtband um die Welt. „Es ist tröstlich, dass der Gottesdienst Teil eines Lichterbandes ist. Das Licht steht für die Hoffnung, dass das Leben der Eltern nicht für immer dunkel bleibt“, so Hubertus Busch von der Klinikseelsorge. „Nach dem Tod meines Sohnes hatte ich die Sorge, dass ich die flüchtigen Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit nicht festhalten kann und ihn gewissermaßen ‚vergessen‘ könnte. Inzwischen spüre ich aber, dass Milo für immer bei uns sein wird. Wenn auch nicht in meinem Arm, so doch in meinem Herzen“, sagt Nina Möhrle. Und deshalb ist es ihr wichtig, die Gedenkfeier mitzugestalten.