Ziel des Prozesses ist es, bis 2035 30 Prozent des nicht-sakralen Gebäudebestands diözesanweit zu reduzieren, dabei einen klimaneutralen Umbau zu schaffen und pastoral am Puls der Menschen zu sein. Der Prozess werde schmerzen, berge aber auch viele Chancen für die Kirchengemeinden und für die Kirche insgesamt. "Es ist höchste Zeit notwendige Veränderungen zu gestalten, damit sie uns nicht überrollen", sagte der Diözesanadministrator Clemens Stroppel in seiner Begrüßungsrede. Die Mitgliederentwicklung, die sinkenden Kirchensteuereinnahmen und das langfristig fehlende pastorale Personal lassen es nicht zu, die Hände in den Schoß zu legen - auch das war eine wichtige Botschaft des Abends. "Wir sehen die Veränderungsnotwendigkeit, spüren den Veränderungsdruck, nehmen aber auch die Veränderungschancen wahr", so der Diözesanadministrator.
Weniger Mitglieder heißt auch weniger Gebäude notwendig
Für viele Menschen seien kirchliche Gebäude nicht einfach nur Immobilien, sondern Ort der Heimat, der Orientierung und wichtiger Ankerpunkte. Dennoch sei die große Zahl der Gebäude zu einer finanziellen Last geworden, "die wir in diesem Umfang künftig nicht mehr werden tragen können", erklärte der Diözesanadministrator. Die Entwicklung skizzierte Felix Kellner, Sachgebietsleiter Finanzen und Liegenschaften im Bischöflichen Ordinariat: "Wir haben seit den 1990er Jahren ein Viertel weniger Mitglieder. Den Immobilienbestand allerdings haben wir dieser Entwicklung bisher nicht angepasst."
Booster für den Stuttgarter Prozess Next Steps
Der Stuttgarter Stadtdekan Christian Hermes ist dankbar dafür, dass die Diözese den Veränderungsprozess angestoßen hat. Er sieht den diözesanen Prozess "Räume für eine Kirche der Zukunft" als Booster, als Verstärkung für den Entwicklungsprozess Next Steps, der in Stuttgart derzeit in Umsetzung ist. Die angepeilten 30 Prozent sieht er nicht als Endpunkt, die derzeitigen Dynamiken zeigten, dass die Transformation weitergehen müsse. "Wir müssen auf Dauer gut haushalten", so der Stadtdekan. Es werde schmerzhafte Prozess geben und es werde sich nicht in jedem Fall eine "schöne Lösung" finden. "Wichtig ist, dass wir immer auch die pastorale Seite mitdenken."
Stuttgarter Beispiele für gelungene Veränderungen
Wie Veränderung gelingen kann, zeigten Vertreterinnen und Vertreter aus den Stuttgarter Gemeinden St. Peter in Bad Cannstatt und St. Johannes Maria Vianney in Mönchfeld. Dort konnten dank Kooperationen mit sozialen Trägern und Stiftungen kleinere Kirchen mit integrierten Gemeinderäumen neu gebaut werden. In der direkten Nachbarschaft sind in St. Peter Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen und in St. Johannes Maria Vianney Seniorenwohnungen und -einrichtungen entstanden. Möglich war dies in beiden Fällen aber nur, weil die Gemeinden bereit waren, sich von Gebäuden zu trennen und Grundstücke zu verkaufen. Helmut Baur, der das Projekt in Mönchfeld ehrenamtlich über 15 Jahre begleitete, machte den Anwesenden Mut: "Gehen Sie die Veränderungen an, warten Sie nicht, reden Sie mit den Menschen, informieren Sie und lassen Sie sich von Widerständen nicht entmutigen. Wir in Mönchfeld sind froh, dass wir es gemacht haben. Wir haben nicht nur eine neue Kirche, sondern auch ein lebendiges Quartier geschaffen."