Kircheneintritt

Zwei Frauen erzählen, warum sie in die katholische Kirche eingetreten sind

Viele Menschen treten aus der Kirche aus. Was gerne übersehen wird: Es gibt immer mehr Frauen und Männer, die entgegen dem Trend in die Kirche eintreten. Die Polizistin Isa Lehmann ist eine davon. In schwierigen Situationen ist sie froh, ein stilles Gebet sprechen zu können. Auch die 22 Jahre alte Antonia Lange hat den Schritt gemacht und ist dankbar für den Halt, den ihr der Glaube gibt. „Ich habe früh einen geliebten Menschen verloren, den ich mit einem guten Gefühl in meinen Glauben einschließen kann.“

Isa Lehmann steht im festlichen Kleid vor dem Altar von St. Eberhard.
Die Polizistin Isa Lehmann ist froh, in schwierigen Situationen etwa bei Unfällen ein stilles Gebet für die Menschen sprechen zu können.

Isa Lehmann absolviert gerade ihr Studium für den gehobenen Dienst bei der Polizei. Zuvor hatte sie einige Jahre bei der Autobahnpolizei Dienst gemacht. In dieser Zeit hat die 29-jährige Stuttgarterin viele schwere Unfälle erlebt, teils sind Menschen an der Unfallstelle gestorben, andere wurden mit schwersten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Das sind schlimme Situationen für alle Beteiligten, auch für die Polizeibeamten vor Ort. „Ich habe für die Verstorbenen und für die verletzten Menschen am Unfallort ein stilles Gebet gesprochen. Mein Glaube gibt mir die Gewissheit, auch in dieser schwierigen Situation nicht alleine sind. Mit meinem Gebet bin ich zudem in Gedanken bei den Menschen“, sagt Isa Lehmann.

Isa Lehmann: den Glauben mit Überzeugung leben

Die junge Frau erzählt, dass sie bis vor einem Jahr mit Kirche nicht viel zu tun hatte. Dann hat sie angefangen, ihren Partner in den sonntäglichen Gottesdienst zu begleiten. „Der Besuch der Messe ist für mich zu einer wichtigen Routine geworden, die mich im Alltag stärkt.“ Isa Lehmann ist evangelisch getauft. Da ihre Mutter Halbitalienerin ist, war immer ein Bezug zur katholischen Kirche gegeben.“ Ihre Eltern und Geschwister sind bereits vor einigen Jahren zur katholischen Kirche konvertiert, sie hatte damals kein Interesse.

Austausch im Online-Glaubenskurs

In diesem Jahr hat sie sich zum Eintritt in die katholische Kirche entschlossen – nach einer intensiven Auseinandersetzung mit ihrem Glauben in einem Online-Glaubenskurs des Spirituellen Zentrums station s. „Es war für mich eine gute Erfahrung, mich mit Menschen über Religion austauschen zu können und die Lebensgeschichten der anderen zu hören. Diesen Austausch habe ich in meinem privaten Umfeld nicht“, sagt Isa Lehmann. Für ihren Alltag hat sie in dem Glaubenskurs neue Impulse bekommen und unterschiedliche Arten des Gebets kennengelernt.

Menschen mit Mitgefühl begegnen

Isa Lehmann ist es wichtig, den Glauben mit Überzeugung zu leben und den Menschen, denen sie begegnet, Mitgefühl entgegen zu bringen. „Als Polizistin ist man immer wieder in herausfordernden Situationen, erlebt Menschen, die psychisch krank oder drogenabhängig sind oder die sich einfach in schwierigen Lebenslagen befinden. Mir ist es wichtig, allen Menschen mit Mitgefühl zu begegnen.“ Wenn Isa Lehmann im Gottesdienst ist, macht sie sich oft Gedanken darüber, was aus der Kirche wird, wenn all die älteren Menschen nicht mehr da sein werden. „Merken wir erst dann, dass Kirche viel zum gesellschaftlichen Zusammenhalt, zur Gemeinschaft, zu einem gerechten Umgang beiträgt?“, fragt sie sich.

Fürs Überleben der Frühchen gebetet

Antonia Langes Glaubensweg führt zurück in die Kindheit. Mit sechs Jahren hat sie einen geliebten Menschen verloren, der Verlust und die Trauer prägen sie bis heute. Damals haben alle zu ihr gesagt: „Sie ist jetzt im Himmel, dort geht es ihr gut.“ Diesen Himmel hat die 22-Jährige gesucht und als Erwachsene gefunden. In den vergangenen zwei Jahren hat Antonia Lange sich Schritt für Schritt der katholischen Kirche angenähert, an Ostern schließlich hat sie sich in der Domkirche St. Eberhard taufen und firmen lassen. „Der Glaube gibt mir Zuversicht und Stabilität“, sagt die junge Frau, die als Diabetesberaterin arbeitet und sich ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz und bei der freiwilligen Feuerwehr engagiert.

Wie erleichternd es sein kann, zu beten, weiß die Stuttgarterin nur zu gut. Während ihres Bundesfreiwilligendienstes hat sie ein Jahr lang im Operationssaal gearbeitet. Sie hat Erinnerungen an viele Operationen, aber an einen Notkaiserschnitt kann sie sich besonders gut erinnern. Die Zwillinge mussten reanimiert werden und auch in der Zeit danach war die Unsicherheit groß, ob die Frühchen es schaffen würden. Antonia Lange ist in die Kirche gegangen, um für das Leben der Kinder zu beten.

Menschen sollen ihren Glauben leben dürfen

„Ich merke auch bei meinen Einsätzen beim DRK und der Feuerwehr, dass mein Glaube mich stärker macht, einfach weil ich weiß, dass Gott bei mir ist“, sagt die 22-Jährige mit Überzeugung. Auch sie hat den Online-Glaubenskurs besucht und hat dort den Austausch als sehr lebendig, sinnstiftend und fruchtbar erlebt. Wichtig ist Antonia Lange, die aus einer atheistischen Familie stammt, der Respekt auch gegenüber anderen Religionen. „Menschen sollen überall auf der Welt ihren Glauben ungehindert leben dürfen.“

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