Vor der zweiten Runde der Weltsynode, die vom 2. bis 27. Oktober 2024 in Rom stattfindet, sind zwölf Frauen, die in der Diözese Rottenburg-Stuttgart in unterschiedlichen Funktionen aktiv sind, mit verschiedenen Vertreterinnen und Vertretern der katholischen Weltkirche ins Gespräch gekommen. Bei den Begegnungen haben sie über die Themen der Frauen und ihre Reformanliegen gesprochen. „Wir sind nicht mit einer Kampfhaltung in die Gespräche gegangen, sondern haben aufgezeigt, welche Kompetenzen und welchen Erfahrungsschatz wir mitbringen. Und dass wir für die Zukunft der Kirche und unseren Glauben brennen“, so Christine Göttler-Kienzle.
Austausch auf Augenhöhe
„Es war ein Austausch auf Augenhöhe“, erzählt Sr. Nicola Maria. „Wir haben davon berichtet, was in unserer Diözese bereits möglich ist und was wir uns weiterhin wünschen. Gleichzeitig haben wir viele Einblicke in den Vatikan und die Vielfalt der Weltkirche bekommen“, erzählt die Ordensschwester. Ein weiterer Schwerpunkt war, wie Katholikinnen und Katholiken mit der Spannung zwischen Einheit und Vielfalt in der Weltkirche umgehen. „Wir haben unseren Blick über Deutschland hinaus geweitet. Es gibt unterschiedliche Geschwindigkeiten in der großen Vielfalt der Kirche“, so Christine Göttler-Kienzle. Und Sr. Nicola Maria ergänzt: „In Deutschland haben wir oft den Eindruck, dass vom Vatikan vieles kritisch gesehen wird, was wir machen. In Rom hingegen haben wir interessierte Menschen erlebt, die uns bestärkt haben, uns weiter zu vernetzen und uns für die Rechte von Diskriminierten einzusetzen.“
Bischöfe als Entscheidungsträger sensibilisieren
Das erste Gespräch führten die Frauen mit dem kürzlich zum Erzbischof ernannten irischen Geistlichen Monsignore John Josef Kennedy. „Zwölf Frauen an seinem Tisch, wo sonst nur Bischöfe sitzen, hat er noch nicht erlebt“, erzählt Christine Göttler-Kienzle. Es folgte ein Gespräch mit Stephanie MacGillivray, leitende Mitarbeiterin bei Caritas Internationalis in Rom. Sie verantwortet die Entwicklung weiblicher Führungskräfte und will künftig zum Thema Ausgrenzung auch Bischöfe als Entscheidungsträger sensibilisieren. Die zwölf Frauen aus Stuttgart waren zudem im Austausch mit Radio Vatikan und mit Schwester Patricia Murray, Exekutivsekretärin der Internationalen Union der Generaloberinnen (UISG). Sie bestärkte die Frauen darin, ihre Geschichten als Frauen in der Kirche zu erzählen und aufzuzeigen, was bereits möglich ist.
Kardinal Kasper: Das Diakonat der Frau ist theologisch möglich
Auch Kardinal Walter Kasper, selbst von 1989 bis 1999 Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, ermutigte die Frauen: „Ich möchte euch Hoffnung machen. Es wächst mehr als man denkt, auch wenn man es nicht gleich sieht. Papst Franziskus hat Prozesse angestoßen, die vor 30 Jahren noch gar nicht denkbar gewesen wären. Deshalb machen Sie weiter. Auch in der Frauenfrage. Es gilt die Kunst des Möglichen.“ So sei für ihn auch das Diakonat der Frau theologisch möglich. Es müsse heute schon umgesetzt werden, was möglich sei, forderte Kardinal Kasper.
Eine Synodale Kirche ist eine hörende Kirche
Zum Abschluss folgten Gespräche mit Bischof Luis Manuel Alí Herrera, Leiter der Kommission für Kinder- und Jugendschutz und seinen Mitarbeitenden sowie mit Schwester Nathalie Becquard. Sie zählt zu den einflussreichsten Frauen im Vatikan. Auch hier war die bevorstehende Weltsynode ein Thema. Unter dem Motto „eine Synodale Kirche ist eine hörende Kirche“ interessierte sie sich sehr für die Erfahrungen der Frauen aus Rottenburg-Stuttgart. „Mir ist bewusst geworden, dass wir Deutschen uns davor hüten müssen, Menschen in anderen Ländern zu erziehen, wie wir uns Kirche vorstellen. Es ist fatal, wenn wir afrikanischen Ländern unsere ‚weiße Ideen‘ aufsetzen wollen“, so Christine Göttler-Kienzle. „Wir haben selbst vor Ort noch viel zu tun. Da müssen wir dranbleiben und weiterarbeiten“, sagt Sr. Nicola Maria.
Positives Resümee
Das Resümee der Rom-Reise ist durchweg positiv. „Aus allen Gesprächen gingen wir gestärkt heraus. Frauen wollen gesehen werden. Wir können uns gegenseitig unterstützen. Und so werden wir weiter für unsere Themen einstehen und uns noch mehr vernetzen“, sagen Sr. Nicola Maria und Christine Göttler-Kienzle. „Wir haben erlebt, dass wirkliches Interesse da ist. Es gibt eine Veränderung in der verfassten Kirche, durch die Menschen, die sie jetzt leiten. Papst Franziskus hat durch diese gelebte Synodalität viel angestoßen. Diese Haltungsänderung war sehr spürbar“, so die Erfahrung der beiden Rom-Reisenden.
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