Essen ohne Kohle am 2. Advent

Ein mehrgängiges Menü für Menschen ohne festen Wohnsitz

Eine besondere Einladung spricht die Liebfrauengemeinde seit mehr als 30 Jahren aus: Immer im Advent sind Wohnungslose und Menschen, die von Armut betroffen sind, zu einem Essen ohne Kohle in das Gemeindezentrum in der Wildunger Straße in Bad Cannstatt eingeladen. Ehrenamtliche aus der Gemeinde kochen ein mehrgängiges Menü und bewirten die Besucherinnen und Besucher auch in diesem Jahr wieder am zweiten Adventssonntag. „Wir schenken den Menschen einen festlichen Adventsnachmittag und erleben jedes Jahr, dass viele von den Besucherinnen und Besuchern gar nicht mehr gehen möchten“, sagt die Sozialarbeiterin Anne-Maria Sontheimer von der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Neckar.

Die Tische für das Essen ohne Kohlen in der Liebfrauengemeinde in Stuttgart-Bad Cannstatt sind adventlich gedeckt: mit Gedecken, Gestecken, Geschenken und gefüllten Taschen zum Mitnehmen für die Gäste.

Noch weiß das Kochteam nicht, was sie am 8. Dezember auftischen werden. „Wir schauen immer, was wir an Lebensmittelspenden bekommen. Ein festliches Menü wird immer daraus“, versichert Adrian Schirling, der sich seit vielen Jahren im Kirchengemeinderat der Liebfrauengemeinde engagiert und seit rund 20 Jahren das Essen ohne Kohle mit anderen gemeinsam zubereitet. Gekocht wird an den beiden Tagen zuvor in der Küche der Kita Lerchenheide, wo ausreichend große Töpfe zur Verfügung stehen. „Mir ist es wichtig, Menschen Gutes zu tun, die es schwer haben im Leben. Der Advent kann gerade für Menschen ohne festen Wohnsitz eine große Herausforderung sein, nicht nur der Kälte und der frühen Dunkelheit wegen. Sondern auch, weil alle anderen in der Gemeinschaft diese besondere Zeit genießen“, sagt Adrian Schirling.

Viele Menschen tragen zu dem jährlichen Essen bei

Möglich ist das Essen ohne Kohle nur, weil viele Menschen und viele Einrichtungen und Firmen dazu beitragen: mit Essens- und Geldspenden, mit Arbeitskraft, mit Ideen. So bekommt Adrian Schirling jedes Jahr von einem professionellen Koch das passende Rezept für die große Menge an Essen, eine Fellbacher Bäckerei liefert Brot und süße Stückle, ein Stuttgarter Unternehmen spendet Lebensmittel und Geld. Diesmal haben zudem zwei engagierte Frauen aus der Gemeinde Marmelade eingekocht und in 140 kleine Gläser abgefüllt, die in die Geschenketaschen gepackt werden, die alle Essensgäste jedes Jahr mit auf den Weg bekommen.

Zu Beginn waren es 25 Portionen, heute sind es fast 200

Angefangen haben die ehrenamtlichen Köche mit 25 Portionen, inzwischen wird für fast 200 Menschen gekocht. Im Kochteam dabei sind inzwischen gut 15 Menschen. In den fast 20 Jahren, in denen Adrian Schirling mit anpackt, hat er viel Kreativität erlebt. Zum Beispiel, als am Vormittag vor der Essensausgabe der Strom im Stadtteil ausgefallen war und die noch fehlenden Spätzle erst verspätet abgekocht werden konnten. „Da haben wir ein Weihnachtsliedersingen vor das Essen gelegt, damit das Warten leichter fiel. Und tatsächlich hatten alle ihre Freude dabei.“

Auf den Tischen liegen Geschenke für die Gäste

Zum Essen ohne Kohle gehört nicht nur das Essen selbst, sondern eine kurze Andacht in der Liebfrauenkirche davor, sowie Singen und Kaffeetrinken danach. „Wenn wir merken, dass Menschen dabei sind, die über das Essen hinaus Unterstützung brauchen, dann vermitteln wir auch Anlaufstellen zum Beispiel bei der Stuttgarter Caritas“, sagt die Sozialpädagogin Anne-Maria Sontheimer. Wie wichtig den Menschen das Essen ohne Kohle ist, zeigen die vielen Anrufe, die spätestens im November im Pfarrbüro eingehen: „Die Menschen fragen, wann wir wieder einladen. Viele kommen jedes Jahr und freuen sich über das gute Essen, die freundliche Bewirtung und die Geschenke.“ Auch letztere gehören dazu: zusätzlich zu den Taschen werden auf den Tischen nützliche Kleinigkeiten ausgelegt, die die Gäste mitnehmen dürfen.
Adrian Schirling wird auch am 8. Dezember keine Zeit haben, mitzuessen. Die Helferinnen und Helfer sind mit dem Ausschöpfen, der Bewirtung und dem Geschirrabwasch beschäftigt. „Ich freue mich immer über die Freude unserer Gäste“, so der Kirchengemeinderat.

Zur Geschichte des Essens

Ins Leben gerufen hat das Essen ohne Kohle die Ambulante Hilfe e.V. zusammen mit einem früheren Diakon der Liebfrauenkirche. Die Idee war, an unterschiedlichen Orten ein kostenloses Essen anzubieten. Beteiligt haben sich phasenweise auch andere Religionsgemeinschaften, von denen einige in der Coronazeit ausgestiegen sind. Die Liebfrauengemeinde ist dabei geblieben. Aber auch hier gab es immer wieder Veränderungen. In den ersten Jahren fand das Essen ohne Kohle an Heiligabend statt, seit ein paar Jahren immer am zweiten Adventssonntag. Viele Jahre lang kamen das Hauptgericht von Firmenkantinen, seit Corona kochen die Ehrenamtlichen aus Liebfrauen das gesamte Menü, einschließlich von Suppe und Salat.

Spendenkonto für das Essen ohne Kohle

Die Gemeinde freut sich über Spenden für das Essen auf folgendes Spendenkonto:   

Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Neckar (GKG Stuttgart-Neckar)
BW-Bank Stuttgart
IBAN: DE65 6005 0101 0004 6390 75

Stichwort: Essen ohne Kohle

 

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