Als Wort-Gottes-Feier-Leiterin und Katechetin leitet Simone Caliandro Andachten und Kindergottesdienste. Künftig wird sie darüber hinaus auch Bestattungsfeiern leiten und die vorbereitenden Gespräche mit den Angehörigen der Verstorbenen führen. In einem Pilotkurs der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der sich vor allem an Ehrenamtliche richtete, hat sie sich für diesen wichtigen Dienst qualifiziert. „Ich finde den Ritus einer katholischen Bestattungsfeier sehr tröstlich“, sagt Simone Caliandro. „Wir lesen Texte und sprechen Gebete, die seit vielen Jahrhunderten und länger von Generation zu Generation weitergegeben werden. Sie verbinden uns mit Jesus Christus und unseren Schwestern und Brüdern, die vor uns gestorben sind. Außerdem drückt der Ritus der katholischen Bestattungsfeier die Hoffnung aus, dass unsere Verstorbenen in der Liebe Gottes aufgehoben und geborgen sind. Die Bestattungsfeier hat schöne Zeichen. So erinnern wir mit dem Besprengen des Sarges oder der Urne mit Weihwasser an die Taufe der Verstorbenen. Unsere Bestattungskultur zeigt, dass jeder Mensch eine besondere Würde hat und in seiner Individualität für die Angehörigen und für die Gemeinde unersetzlich ist.“
Persönliche Erfahrungen bei Beerdigungen
Sie selbst hat zwei Beerdigungen von sehr nahestehenden Menschen erlebt. „In beiden Fällen fand ich die katholische Bestattungsfeier sehr hilfreich, um den Tod zu begreifen und den Abschied besser zu verarbeiten“, erzählt sie. „Meine Oma und mein Cousin wurden persönlich gewürdigt, in ihrer besonderen Bedeutung, die sie als Menschen für unsere Familie, ihre Freundinnen und Freunde und auch für die Gemeinde haben. Mir war auch wichtig, dass ihre Liebe für uns und das Gute, das sie in diese Welt gebracht haben, angesprochen wurde.“
Zeit für Trauergespräche
Katholische Bestattungsfeiern bringen mit ihren Gebeten, Schrifttexten und Riten die österliche Hoffnung auf die Auferstehung der Toten zum Ausdruck. Schrifttexte werden individuell im Hinblick auf die Verstorbenen und ihr Leben ausgewählt. „Jeder in unserem Patoralteam nimmt sich viel Zeit für das Trauergespräch mit den Angehörigen, das vor der Bestattungsfeier stattfindet“, erzählt Simone Caliandro, die während des Kurses auch bei Trauergesprächen und Beerdigungen hospitiert hat. „Die Hinterbliebenen können alles erzählen, was sie bewegt und was ihnen wichtig ist – sie erzählen von fröhlichen und traurigen Momenten, von Glück und Leid, von Gelöstem und Ungelöstem und von ihrer Dankbarkeit für den gemeinsamen Weg mit den Verstorbenen.“
Auch für Menschen, die sich mit dem Glauben schwertun, hat die katholische Bestattungsfeier etwas Beruhigendes und Bestärkendes, beobachtet die 41-Jährige. „Die Erfahrung, die Verstorbenen in Gottes Hand zu legen, spendet Trost. Dass die Gemeinde in jedem Gottesdienst für die Verstorbenen betet, auch wenn das für einen selbst vielleicht nicht möglich ist, kann ebenfalls stützend und trostreich sein.“ Wichtig ist auch, dass der Ritus für alle Katholikinnen und Katholiken gleich ist – unabhängig von Alter, Herkunft oder sozialem Status.
Bibelstelle passend zur verstorbenen Person
In der Auslegung der Bibelstelle will Simone Caliandro das Leben der Verstorbenen in Verbindung zum Bibeltext bringen. „Für das Schwere und das Leichte, die Trauer, das Vermissen, für die Liebe und für das Gute, für unsere Hoffnung, für alles gibt es schöne und passende Texte“, sagt sie. „Für mich ist die persönliche Zugewandtheit wichtig. Es ist mir wichtig, dass wir unsere Schwestern und Brüder in menschlicher Solidarität auf ihrem letzten Weg gut begleiten, so wie es unsere Vorfahren schon seit Beginn des Christentums getan haben.“
Simone Caliandro hat Allgemeine Rhetorik und Kunstgeschichte studiert und arbeitet nun seit knapp vier Jahren für die Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Mitte als Referentin für Gemeinde und Engagementförderung. Ihre Erfahrungen in der Kinderkatechese, bei der es ihr darum geht, die Kinder zu stärken und ihnen die Liebe Gottes begreifbar zu machen, werden ihr auch beim Beerdigungsdienst helfen. „Stärkung und Zuwendung sind sowohl bei der Kinderkatechese als auch bei Bestattungsfeiern bedeutsam. Sie sind auch gleichermaßen am Anfang und am Ende des Lebens notwendig und wichtig und so passen beide Dienste gut zusammen. Ich fühle mich in meiner Arbeit von Gott getragen, das ist das Schöne an meinem Dienst“, erzählt die Katholikin, die künftig Gemeindemitglieder von St. Eberhard, St. Georg und St. Konrad beerdigen wird.
Jede Beerdigung erinnert an eigene Sterblichkeit
Beerdigungen machen bewusst, dass auch das eigene Leben endlich ist. „Für mich ist es ein großer Trost, dass ich in dieser Gemeinschaft aufgehoben sein werde“, sagt die Stuttgarterin. Durch ihren Kurs ist sie mit vielen Menschen über Tod, Trauer und Bestattung ins Gespräch gekommen und konnte sich dabei viel Wissen aneignen.
Zukunft der katholischen Bestattung
Die Prognosen zeigen deutlich, dass das pastorale Personal in den nächsten Jahren weniger wird. Ehrenamtliche werden künftig mehr Aufgaben übernehmen. „Mir ist es sehr wichtig, dass wir als Kirche die Tradition der katholischen Bestattung für die Zukunft sicherstellen“, betont die 41-Jährige. „Für mich ist es ein großes Privileg, dass ich diesen Auftrag bekommen habe.“ Durch den Kurs und die bischöfliche Beauftragung ist sie nun bereit dafür.