Maria-Cristina Hallwachs geht offen mit ihrem Schicksalsschlag um. Nach dem Abitur springt sie in einen Pool und bricht sich den obersten Halswirbel. Sie wacht bewegungslos in einem Krankenhausbett wieder auf, umgeben von Schläuchen und Kabeln. 15 Monate lang kämpft sie ums Überleben. „Mit 18 Jahren will man leben, egal unter welchen Umständen, egal, was kommt“, sagt die 46-Jährige. Heute, fast 30 Jahre später, berät und hilft die Stuttgarterin anderen Menschen, die mit Beatmung leben. „Mein Leben ist reich und voller spannender Begegnungen und Erlebnisse. Doch der Weg hierher war alles andere als leicht und erfordert täglich diszipliniertes, kontinuierliches Arbeiten an mir selbst“, erzählt die 46-Jährge auf ihrer Homepage mit dem Titel „Leben mit Beatmung.“
Die Stuttgarterin führt ein aktives Leben
Leben mit Beatmung ist auch der Titel des Talks in der Domkirche. Stadtdekan Christian Hermes wird die engagierte Stuttgarterin denn auch zu ihrem Alltag befragen, der davon geprägt ist, Tag und Nacht nicht nur auf Beatmung, sondern auf pflegerische Hilfe angewiesen zu sein. Wie geht man gut damit um, immer professionelle Pflege und Unterstützung zu brauchen? Was erlebt ein Mensch mit Querschnittlähmung im Umgang mit Ärzten, mit Psychologen, mit Pflegekräften? Welchen Bewegungsspielraum hat ein querschnittgelähmter Mensch, der auf Beatmung angewiesen ist? Maria-Cristina Hallwachs prognostizierte ein Arzt unmittelbar nach ihrem Unfall, dass sie ihr Leben im Bett verbringen werde. Tatsächlich ist die 46-Jährige auch dank der Unterstützung ihrer Familie und ihrer Freunde viel unterwegs, bei Vorträgen, bei Theateraufführungen, beim Baden im Meer und sogar beim Segelfliegen.
Hilfe für andere Betroffene
Der Schreibtisch in ihrer Wohnung ist der Ort, an dem sich Maria-Cristina Hallwachs komplett selbstständig bewegen kann. Technische Hilfsmittel ermöglichen es ihr, Mails zu schreiben, ins Internet zu gelangen, zu telefonieren. Es ist der Ort, von dem aus sie ihr soziales Engagement, ihre Beratungen und Gespräche mit anderen Betroffenen und ihren Angehörigen managt. Beim Talk am Dom wird es auch um das soziale Engagement der Stuttgarterin gehen, das für sie ein wesentlicher Antrieb ist. „Nach meinem Unfall hätte es mir gut getan, mit einem Menschen reden zu können, der schon länger mit Querschnittlähmung und Beatmung lebt, aber es gab niemanden“, erzählt die 46-Jährige. Das Anliegen von Maria-Cristinas Hallwachs ist es, diese Lücke zu füllen und Menschen in einer ähnlichen Lage zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. „Ich möchte ihnen zeigen, wie sie mit einer so hohen Querschnittlähmung ein glückliches, erfülltes Leben führen können. So wie ich es heute tue. Für mich ist die körperliche Situation Alltag, daher kann ich weiter blicken als andere, die nur die für sie unbegreifliche medizinische Dimension sehen“, sagt die Stuttgarterin, die Romanistik und Geschichte studiert hat die eine Ausbildung zur Peer Counselerin, zur Beraterin für Menschen mit Behinderung, absolviert hat.
Übertragung auch im Livestream
Der nächste Talk am Dom mit dem Titel „Leben mit Beatmung“ findet coronabedingt am Dienstag, 14. September, um 19 Uhr wieder in der Domkirche St. Eberhard in der Königstraße 7 statt.