Tradition und Aufbruch

Neue Gesichter in der Stuttgarter Seelsorge

Die Kirche steht im Wandel. Gerade junge Menschen, die heute eine Laufbahn im pastoralen Dienst einschlagen, entscheiden sich bewusst für einen Beruf, der von Chancen, aber auch Herausforderungen geprägt ist. Mit Cornelia Dürgner, Bastian Matutis und Schwester Anna-Chiara Attermeyer haben im September wieder drei junge Menschen in Stuttgart den Schritt gewagt.

Cornelia Dürgner: Von der Werkstatt in die Seelsorge

Aufgewachsen in Illschwang in der Oberpfalz, startete Cornelia Dürgners Berufsweg ganz bodenständig: Nach der Realschule absolvierte sie eine Ausbildung als Werkzeugmechanikerin bei Siemens in Amberg und arbeitete dort drei Jahre als Facharbeiterin. „Mir hat die Arbeit Spaß gemacht, aber ich wollte nicht ewig in der Werkstatt bleiben und mich weiterentwickeln“, so die 30-Jährige.

Ein Sabbatjahr führte sie zum Orientierungsprogramm des Bistums Eichstätt. Dort lernte sie erstmals den Beruf der Gemeindereferentin kennen. „Aus meinem Heimatdorf kannte ich nur Pfarrer und Diakone. Welche Möglichkeiten es in dem Bereich noch gibt, war mir neu.“ Die Erfahrungen aus dieser Zeit - Gemeinschaft zu erleben ohne Leistungsdruck – wurden für Sie wegweisend. „In mir wuchs der Wunsch, die Kraft, der mir der Glaube schenkt, weiterzugeben.“

Nach dem Studium in Freiburg und einem praktischen Ausbildungsjahr in Friedrichshafen war sie zwei Jahre lang Gemeindeassistentin in der Gesamtkirchengemeinde Johannes XXIII. in Stuttgart. In diesem Sommer erfolgte schließlich die Beauftragung zur Gemeindereferentin durch Bischof Klaus Krämer. Dürgner hat sich dazu entschieden, in den Fildervororten zu bleiben. „Ich bin gerne hier. Die Gemeinden haben mich herzlich aufgenommen, das Team stimmt und ich habe den Freiraum, eigene Ideen einzubringen.“ So startete sie beispielsweise ein Kletter- und Wanderangebot für Jugendliche. „Der Glaube ist nicht nur in der Kirche zu finden, sondern überall. Ich möchte Menschen dafür die Augen öffnen“, betont die junge Frau.

Neben ihrem Engagement in der Ministranten- und Jugendarbeit, ist sie in der Seniorenarbeit tätig, gestaltet Gottesdienste, übernimmt Beerdigungen, gibt Religionsunterricht an einer Grundschule und führt seelsorgerliche Gespräche. „Ich begleite sehr gerne Menschen. Ich mag es, nah bei ihnen zu sein, zu hören, was sie bewegt“, so Dürgner. Herausforderungen der Kirche sieht sie realistisch: „Die Mitglieder und Mittel werden weniger, aber die Fragen und Sehnsüchte der Menschen bleiben. Wir müssen neue Wege gehen – das ist eine Chance.“

Bastian Matutis: Ein zweiter Aufbruch

Auch Bastian Matutis hat einen spannenden Weg hinter sich. Zehn Jahre lang arbeitete er als Sozialarbeiter vor allem mit Menschen mit geistiger Behinderung. Nach einer Auszeit im Kloster konvertierte er 2016 zur katholischen Kirche. In der Coronazeit, anlässlich seines Berufsjubiläums als Sozialarbeiter, zog er Bilanz und in ihm reifte der Entschluss, noch einmal aufzubrechen. So begann er 2021 mit dem Studium der Theologie und Religionspädagogik in Freiburg. „Ich sehe es nicht als Umschulung, sondern als Weiterentwicklung. Die Theologie schenkt einen weiteren Blick auf den Menschen“, sagt der 39-Jährige.

Seit September ist Matutis Gemeindeassistent in Stuttgart-Mitte. Wieder in die Heimatregion zurückzukehren, war eine bewusste Entscheidung. „Kirchliche Arbeit kann intensiv und herausfordernd sein. Hier habe ich Familie und Freunde, die mir Kraft geben.“

Schwester Anna-Chiara Attermeyer: Fragen teilen, Glauben entdecken

Mit Schwester Anna-Chiara Attermeyer hat auch die Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-West im September Verstärkung bekommen. Die 34-Jährige ist Gemeindeassistentin und gehört zur Gemeinschaft der Franziskanerinnen von Sießen. „Als Jugendliche hatte ich viele Fragen zu unserem Glauben, aber kaum Menschen, die mir Antworten geben konnten. Heute möchte ich selbst ansprechbar sein und Räume schaffen, in denen solche Fragen Platz haben.“
Sie sieht ihre Aufgabe darin, mit Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen unterwegs zu sein, Freude und Schweres zu teilen und darin Gottes Spuren zu entdecken. In den notwendigen Veränderungen der Kirche sieht sie Chancen: „Strukturveränderungen fordern uns heraus, bergen aber auch Schätze, die es zu erkunden gilt.“

Ein gemeinsames Anliegen 

So unterschiedlich ihre Lebenswege sind, Cornelia Dürgner, Bastian Matutis und Schwester Anna-Chiara Attermeyer eint der Wunsch, Menschen im Glauben zu begleiten. „Der Glaube ist für mich ein Abenteuer. Er trägt mich und gibt mir Kraft. Diese Erfahrung möchte ich mit anderen teilen“, so Dürgner.
 

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