Kinder-stark-mach-Wochen

Präventionsausstellung für Grundschulkinder

Aktiv und mit Spaß Präventionsprinzipien lernen wie „Mein Körper gehört mir“ und „Ich darf NEIN sagen“ können Kinder in der Mitmachausstellung „Petze – Echt klasse“. Bis zum 14. Juni lädt die Katholische Kirche Stuttgart Grundschulklassen und Feriengruppen dazu in das Gemeindezentrum Rupert Mayer in Bad Cannstatt ein. „Die Ausstellung macht schwere Themen spielerisch erlebbar und unterstützt Kinder in ihrer Sprach- und Handlungsfähigkeit“, sagt die Dekanatsbeauftragte für Schulpastoral Andrea Neininger.

„Wer von euch hat schon einmal um Hilfe gebeten?“, fragt Andrea Neininger und hebt gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Pfaffenwaldschule einen großen bunten Fallschirm in die Luft. Alle Kinder rennen unter dem Stoff hindurch und suchen sich einen neuen Platz im Kreis. Alle haben also schon einmal um Hilfe gebeten und alle haben auch schon anderen geholfen. Bei der Frage, wer immer auf seine Eltern hört, machen sich nur wenige Kinder zum Platzwechsel auf und die meisten bleiben lachend stehen. Spielerisch nähert sich die Dekanatsbeauftragte für Schulpastoral mit den Viertklässlern dem Thema der Petze-Ausstellung: Prävention von sexuellem Missbrauch.

Nach Corona Kinder in ihrer Sprachfähigkeit unterstützen

Laut polizeilicher Kriminalstatistik wurden 2021 in Deutschland durchschnittlich jeden Tag 49 Kinder Opfer sexualisierter Gewalt. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch um 6,3 Prozent auf über 15.500 Fälle. Die Dunkelziffer ist wesentlich höher. Auch die Zahl der Missbrauchsdarstellungen steigt. In den meisten Fällen sind es Erwachsene, die die Darstellungen herstellen, besitzen und weiterverbreiten, aber auch unter Kindern und Jugendlichen lässt sich ein Anstieg feststellen. Laut Andrea Neininger waren für Kinder gerade die letzten Jahre von einschneidenden Erlebnissen geprägt und die Coronapandemie mit all ihren Einschränkungen habe ein normales Aufwachsen in sozialen Bezügen unmöglich gemacht. „Viele Kinder waren in dieser Zeit allein in ihren Familien und die schützenden und begleitenden Institutionen Kita und Schule hatten die Kinder nicht mehr so gut im Blick. Für Kinder, die in behüteten Familien leben, war es schon schwierig. Für Kinder aus belasteten Haushalten war diese Zeit zum Teil dramatisch“, so die Religionspädagogin. Umso wichtiger sei es nun, den Fokus auf die Mädchen und Jungen zu legen und sie mit Angeboten wie der Petze-Ausstellung in ihrer Entwicklung, ihrer Sprach- und Handlungsfähigkeit zu unterstützen.

Von guten und schlechten Geheimnissen

Nach einer kurzen Vorstellung der Stationen erkunden die Neun- und Zehnjährigen die Ausstellung selbstständig. Sie betrachten durch Schlüssellöcher verschiedene Szenen und lauschen an Mündern guten und schlechten Geheimnissen, mit verschiedenen Magneten markieren sie an Abbildungen nackter Personen Körperteile, an denen sie berührt oder nicht berührt werden möchten, und sie rufen laut „Nein“. Mit Kopf, Herz und Hand lernen die Kinder an den sechs Stationen Präventionsbausteine kennen: „Mein Körper gehört mir“, „Ich kenne gute und schlechte Gefühle“, „Es gibt gute und schlechte Geheimnisse“, „Es gibt angenehme und unangenehme Berührungen“, „Ich darf NEIN sagen“ und „Ich kann mir Hilfe holen“. Die Ausstellung ist so konzipiert, dass sie die Prävention von sexualisierter Gewalt implizit thematisiert, ohne die Mädchen und Jungen mit verstörenden Informationen zu konfrontieren. „Petze“ legt den Schwerpunkt auf die Stärkung des Selbstvertrauens der Kinder und eröffnet Handlungsmöglichkeiten.

Schulklassen und Feriengruppen können sich noch für die Ausstellung anmelden

Am Freitag, 26. Mai, von 13.30 bis 16 Uhr und am Dienstag, 30. Mai, von 14.30 bis 18 Uhr ist die Ausstellung im Gemeindezentrum Rupert-Mayer, Koblenzer Str. 13, für alle Interessierten geöffnet. Lehrkräfte sowie Betreuerinnen und Betreuer haben vom 4. bis 26. Mai und vom 12. bis 14 Juni die Möglichkeit, sie mit ihren Grundschulkassen und Feriengruppen zu besuchen. Die Anmeldung erfolgt per Mail oder telefonisch beim Katholischen Stadtdekanat Stuttgart (0711 7050-300 | stadtdekanat.stuttgart@drs.de). Verpflichtend ist die begleitende Lehrkräftefortbildung, die als Onlineschulung oder als Selbstlernmodul absolviert werden kann. „Es ist möglich, dass betroffene Kinder getriggert werden und unerwartet auf die Ausstellung reagieren. Um angemessen auf solche Situationen reagieren zu können, müssen sich die Lehrer und Betreuer im Vorfeld mit sexualisierter Gewalt und sexuellem Missbrauch auseinandersetzen“, erklärt Dekanatsreferentin Angela Schmid.

Im Spiegel das Wertvollste auf der Welt sehen

An diesem Tag reagieren alle Kinder positiv auf die Ausstellung. Bei der gemeinsamen Abschlussrunde sind sich alle einig, dass der Besuch ein Gewinn war. Die Kleinen berichten von ihren Erfahrungen und Erkenntnissen. Besonders gut kamen neben der Geheimnis- und Nein-Station sowie einem Boxsack die Trabanten zur Selbstwertstärkung an: eine große Kiste mit der Kennzeichnung „Gleich siehst du das Wertvollste auf der Welt!“, in der ein Spiegel steckt, und ein Thron, aus dessen Lautsprechern Jubeln und Bravorufe ertönen, sobald sich ein Kind daraufsetzt. Auch Lehrerin Silke Hedrich ist von der Ausstellung überzeugt. „Die Stationen sind sehr abwechslungsreich, sprechen verschiedene Sinne der Kinder an und die Inhalte lassen sich gut mit unserem Lehrplan verbinden“, so Hedrich. Sie wird die Themen im Unterricht weiter behandeln.

Hintergrund zur Wanderausstellung „Petze - Echt klasse“

Die Wanderausstellung „Petze – Echt klasse“ wird vom PETZE-Institut für Gewaltprävention in Kiel an Schulen und andere interessierte Träger verliehen. In Stuttgart wird sie im Rahmen der Kinder-stark-mach-Wochen der Katholischen Kirche Stuttgart gezeigt. Die Aktionswochen umfassen zahlreiche Gottesdienste und Angebote für Kinder und Familien und gehen bis Ende Juni. Das Programm finden Sie hier.

 

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