Ausstellung und Gottesdienst

Ukraine im Fokus: Verlorene Kindheit erinnert an im Krieg getötete Kinder

Die neunjährige Anna wurde auf der Flucht aus Mariupol von einer russischen Bombe getötet. Wjatscheslaw, 14 Jahre alt, starb in Odessa bei einem Raketenangriff. Er hatte die Nachbarn vor dem Luftangriff gewarnt und wurde auf dem Rückweg von einem Steinblock erschlagen. Nicole und ihr Zwillingsbruder Denys sind nur 13 Monate alt geworden. Zwei russische Bomben trafen das Haus der Familie. Die Lebensgeschichten von Anna, Wjatscheslaw, Nicole, Denys und sieben anderen ukrainischen Kindern und Jugendlichen sind bis Ostern in der Domkirche St. Eberhard zu sehen.

Zu sehen ist die achtjährige Marharyta mit ihren geflochtenen Zöpfen und ihrem T-Shirt mit dem Stern. Marharyta wurde von einer russischen Kassettenbombe getötet. Die Memorial Platform hat die Lebensgeschichte der achtjährigen aufgeschrieben.

Die Ausstellung „Verlorene Kindheit“ erzählt von den Hoffnungen, den Wünschen, dem kurzen Leben von Kindern und Jugendlichen, die im Krieg Russlands gegen die Ukraine getötet worden sind. Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine im Frühjahr 2022 dokumentieren engagierte Frauen und Männer in der Ukraine für die „Memorial Platform“ die Lebensgeschichten getöteter Zivilisten. Auf diese Weise halten sie die Erinnerung an die vielen getöteten Kinder und Jugendlichen wach. Die Memorial Platform ist eine Nichtregierungsorganisation, die von einem Team in der Ukraine getragen wird, das die Geschichten der Menschen aufzeichnet und die Angaben überprüft. In der Kirche St. Eberhard zu sehen sind Bilder von elf Kindern und Jugendlichen aus glücklichen Zeiten, verbunden mit einer kurzen Lebensgeschichte und der Schilderung des Todestages.

Die Geschichten von Tod und Trauer sind präsent bis Ostern

Die Katholische Kirche in Stuttgart zeigt die kleine Ausstellung auf Initiative der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Gemeinde in Stuttgart sowie des Apostolischen Exarchen für katholische Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien. Die ukrainische Gemeinde gestaltet denn auch den ökumenischen Gottesdienst am Montag, 24. Februar, um 18 Uhr in der Domkirche St. Eberhard mit. Mit dabei sein werden der katholische Stadtdekan Christian Hermes, der evangelische Stiftskirchenpfarrer Matthias Vosseler sowie Pfarrer Roman Wruszczak von der ukrainischen Gemeinde in Stuttgart. Wruszczak hofft auf einen baldigen Frieden: „Die Menschen sind müde nach drei Jahren Krieg. Wir wünschen uns einen Frieden, der auch den berechtigten Interessen und der staatlichen Souveränität der Ukraine Rechnung trägt.“ Auch Stadtdekan Christian Hermes setzt sich für Frieden ein, der aber keinesfalls auf Kosten der Ukraine gehen dürfe: „Russland ist der Aggressor in diesem Krieg, das darf nicht vergessen werden. Die Ukraine braucht einen gerechten und keinen von Russland und Amerika ohne Mitwirkung der Ukraine diktierten Frieden.“ Die Lebensgeschichten der getöteten Kinder und Jugendlichen zeigen die Folgen des Krieges ganz konkret. „Wir beten für die verstorbenen Kinder und Jugendlichen, deren Leben und Tod uns in den nächsten Wochen begleiten. Wir beten für alle Ukrainerinnen und Ukrainer, die so viel Leid erleben“, so der Stadtdekan.

Mehrmals im Jahr gehen Hilfstransporte von Stuttgart in die Ukraine

Die Ukrainische Griechisch-Katholische Gemeinde in Stuttgart unterstützt seit dem russischen Überfall 2022 Menschen in der Ukraine sowie Ukrainerinnen und Ukrainer, die vor dem Krieg nach Stuttgart und die Region geflohen sind. Mehrmals im Jahr gehen von Stuttgart aus Hilfstransporte in unterschiedliche Regionen der Ukraine. Im Moment ist die Gemeinde dabei, Spezialbrillen für ein Kinderkrankenhaus in Lemberg zu organisieren, die mit dem nächsten Hilfstransport mitgehen sollen. Zuletzt wurden aus Stuttgart größere Mengen an Desinfektionsmittel an ukrainische Krankenhäuser geliefert. Zudem wurde eine ukrainische Schule mit Stromgeneratoren versorgt. Außerdem hat die Gemeinde Feuerwehrleute in der Ostukraine mit Schutzhelmen ausgestattet. „Wir helfen auch Ukrainerinnen und Ukrainern in Stuttgart und der Region, die beispielsweise seelsorgerliche Unterstützung brauchen“, sagt Pfarrer Wruszczak.

„Wir sagen danke für die große Unterstützung“

Die Hilfslieferungen wurden allesamt aus Spendenmitteln finanziert. Insgesamt sind in den vergangenen drei Jahren mehr als 450 000 Euro an Spenden für Ukrainehilfen beim Katholischen Stadtdekanat Stuttgart eingegangen. „Wir sind dankbar für die große Unterstützung, die wir von den Stuttgarterinnen und Stuttgartern bis heute erfahren“, sagt Roman Wruszczak.

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